Kapitel 2.1
Code for Germany
Das Projekt
Code for Germany ist ein Netzwerk von ehrenamtlichen Menschen, die an nachhaltigen digitalen Projekten für eine offene und gerechte Gesellschaft arbeiten. Zentrales Thema ist dabei, wie Daten, Informationen und Wissen so aufbereitet werden können, dass sie möglichst vielen Menschen zugänglich sind. Dadurch wird die Beteiligung von Bürger:innen an demokratischen Prozessen gestärkt und ihr Lebensalltag erleichtert. Um dies zu ermöglichen, treffen sich Freiwillige regelmäßig in ihren Städten in den Open Knowledge Labs (OK-Labs). Sie diskutieren über Strategien des Open Government und entwickeln digitale Lösungen für Probleme und Bedürfnisse, die sie in ihren Städten und Nachbarschaften identifiziert haben.
Was ist 2022 passiert?
Ressourcen
Laufzeit
Das Projekt läuft seit April 2014.
Budget
2022
Einnahmen: 79.118 €
Ausgaben: 66.014 €
davon Personalausgaben: 38,972€
davon Sachausgaben: 27.042 €
2021
Einnahmen: 37.627 €
Ausgaben: 50.623 €
davon Personalausgaben: 39.952 €
davon Sachausgaben: 10.671 €
Personal
Koordination: Sonja Fischbauer; Community-Redakteurin (Studentische Mitarbeiterin): Nora Titz
ehrenamtliche Arbeit
ca. 200 Ehrenamtliche mit geschätzt 5.000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit
Partner:innen
Code for All, nexus Institut
Förderung
Deutsche Postcode Lotterie, Fonds Soziokultur, Spenden, sonstige
inhaltliche Schwerpunkte
Klima und Umwelt Klima und Umwelt sind weiterhin ein Fokus vieler Projekte des Netzwerks. Im Rahmen einer Videoserie zu SDGs von Code for All präsentierte zum Beispiel das im Rahmen der Code for Germany Community entstandene Projekt ➠Open Parliament TV einen Beitrag zur Stärkung der Demokratie.
Besonders aktiv sind auch die Ehrenamtlichen im OK Lab Karlsruhe. Seit 2022 betreiben sie ➠einige Projekte, die offene Daten und Klimaschutz verbinden. Sowohl Klimawatch als auch die CO2App verdeutlichen dabei den Nutzen dieser Verbindung durch Visualisierungen von regionalen Klimabilanzen. Bei der ➠Community Convention des BMVU im September stellten sie ihre Projekte vor.
Netzwerk und Veranstaltungen Wie jedes Jahr gab es auch 2022 den ➠Open Data Day. Am 5. März fanden weltweit Aktionen statt, die Wissen und Bewusstsein zur Verwendung von Open Data schaffen. Auch in Deutschland gab es dazu zahlreiche Veranstaltungen, darunter eine Paneldiskussion zu Datensouveränität und Workshops zu Klimadaten, bei denen die Code for Germany Community beteiligt war.
Im Mai traf sich die Community auf der ➠20. GPN in Karlsruhe. Die GPN, kurz für Gulaschprogrammiernacht, ist ein Event des Entropia e. V. (CCC Karlsruhe). Hier wurde vom 19.-22.05.22 in Karlsruhe vorgetragen, gehackt und Gulasch vertilgt. 2022 war auch die Code for Germany Community vertreten. Am Samstag, den 21 Mai bot ein Panel zu Open Data und digitalem Ehrenamt einen Einstieg in das Code-for-Germany-Netzwerk, gefolgt von regem Austausch bei einem Community Meetup.
Im Juni gründete eine lokale Gruppe von Ehrenamtlichen ein ➠neues OK Lab in Kaiserslautern, das eng mit der Stadtverwaltung zusammenarbeitet. Im Mittelpunkt des Kickoff Meetings stand das gemeinsame Kennenlernen. Die Ehrenamtlichen stellten zahlreiche Projekte aus den anderen OK Labs vor, die in Zukunft mit Daten aus Kaiserslautern zum Leben erweckt werden sollen und als Anregung für neue Projekte dienen.
Am 3. Oktober kamen Ehren- und Hauptamtliche zum ➠Community Summit 2022 zusammen. Mit Teilnehmenden aus dem gesamten Bundesgebiet kam sogar ein klein wenig Einheitsstimmung auf an diesem deutschen Feiertag. Besprochen wurde unter anderem, wie sich Linked Open Data an Hand konkreter Beispiele vermitteln lässt.
Beziehungspflege und Co-Creation Besonders bewegt hat uns in diesem Jahr, dass wir noch stärker mit unseren Ehrenamtlichen in der Community als Gemeinschaft zusammengewachsen sind. Die menschlichen Verbindungen in unserem Netzwerk sind stärker geworden und das ist für uns ein großer Schatz. Das Verhältnis zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen ist nicht immer leicht. Konträre Rollen und Erwartungen führen leicht zu Konflikten. Wir haben uns 2022 besonders bemüht, unsere Arbeit nicht nur für, sondern gemeinsam mit den Ehrenamtlichen zu gestalten. So haben wir z.B. das Rollenprofil unserer Community-Redakteurin zusammen erarbeitet und Ehrenamtliche in den Auswahlprozess der Bewerber:innen eingebunden. Im April stellten wir mit Nora Titz eine studentische Mitarbeiterin als Community-Redakteurin an, die vom Netzwerk mit offenen Armen empfangen wurde. Es ist bewegend zu sehen, wie die Qualität der Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamt im Verlauf des Jahres gewachsen ist.
Wissen aufbereiten Durch die Unterstützung der neuen Community-Redakteurin konnten wir im Jahr 2022 vier Use Cases aufbereiten, die den Nutzen von offenen Daten darlegen. Die Code for Germany Community entwickelt seit Jahren Anwendungen und Datenstandards, welche der Verwaltung helfen könnten, ihre Ziele bezüglich Transparenz und Open Data zu erreichen. Ein Beispiel dafür ist der Datenstandard OParl. Wie Entwicklung und Übernahme in die Verwaltung ablaufen und welche Probleme dabei auftreten können, veröffentlichten wir im Dezember in einem ➠Gastbeitrag auf netzpolitik.org.
Unter dem Titel Out in the Open erscheint eine ➠monatliche Blogreihe auf codefor.de. Sie wird komplett von Ehrenamtlichen recherchiert, geschrieben und veröffentlicht. Sie soll Interessierten die wichtigsten Ereignisse aus dem Bereich Civic Tech und Open Data in Deutschland einordnen. Hier finden sich Analysen und Meinungen zu tagespolitischen digitalen Themen wie etwa dem Bundestransparenzgesetz, dem geplanten Dateninstitut, der Smart Country Convention und Dauerthemen wie dem sinkenden Grundwasserspiegel, Mobilität und Datenstorys.
Im Herbst 2022 endete unser Beitrag zum Projekt ➠Digitale Kommune, für das wir seit 2019 mit dem nexus-Institut kooperiert hatten. In dem Projekt wurden Handreichungen zur Digitalisierung für Kommunen erarbeitet, die mittlerweile im Videoformat veröffentlicht wurden.
Output
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Im Jahr 2022 gab es 16 aktive OK-Labs in Deutschland, die sich mit ihren Gemeinden vernetzen
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In Kaiserslautern gründete eine Gruppe engagierter Ehrenamtlicher ein neues OK-Lab.
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Mithilfe der neu angestellten Community-Redakteurin konnten wir vier Use Cases zum Anwendungspotenzial von offenen Daten dokumentieren, unter anderem zum Datenstandard OParl
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Unter dem Titel Out in the Open erschien auch 2022 wieder eine ➠monatliche Blogreihe auf codefor.de. Die Beiträge werden von ehrenamtlichen Expert:innen recherchiert und verfasst.
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Die OK-Labs vor Ort veranstalteten regelmäßige Austauschtreffen vor Ort und online.
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Die OK-Labs berieten lokale Verwaltungen zum Nutzen von Open Data sowie zu gemeinwohlorientierter Digitalpolitik und Infrastruktur.
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Im Netzwerk wurden zahlreiche Projekte umgesetzt, die den Nutzen von offenen Daten aufzeigen.
Outcome
Es gibt eine starke Civic Tech Community in Deutschland. Durch unsere Beispiele und unsere Forderungen werden Politik und Verwaltungen dazu angehalten, weitere Daten zu öffnen und ihre technische Infrastruktur nachhaltig und selbstermächtigt zu gestalten.
Impact
Durch unsere Bemühungen um Use Cases, Veröffentlichungen und Veranstaltungen werden Verwaltungen und Regierungen transparenter. Das führt dazu, dass Bürger:innen besser informiert sind und sich daher mehr zutrauen in Bezug auf Beteiligung und Mitsprache. Das Bewusstsein für die Relevanz von Open Source, Open Data und Open Government für das Gemeinwohl steigt. Wir erkennen als gute Nebenwirkungen, dass Kommunen und Verwaltungen effizienter arbeiten, Menschen ihre technischen Fähigkeiten für etwas Gutes einsetzen und mehr technische Mündigkeit (Data Literacy) entsteht.
Evaluation
Weiterhin lassen sich die Folgen der Pandemie in einem Rückgang an ehrenamtlicher Beteiligung beobachten. Uns kommt im Netzwerk die Rolle der Unterstützerin und Enablerin zu: Diese Rollenverteilung, mit den Ehrenamtlichen als Tonangebende und der OKF als Verstärkerin ihrer Ideen, hat sich als ein sehr produktiv erwiesen.
Ausblick
Für 2023 haben wir eine Überarbeitung des Selbstverständnisses des Netzwerks und ein Update der Webseite geplant.
Wirkungskette
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Das Problem
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Die Civic-Tech-Community in Deutschland besteht aus vielen individuellen Gruppierungen, die mit ähnlichen Problemen konfrontiert sind, aber bisher vorwiegend regional organisiert sind und keine Lobby haben.
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Mögliche Ursachen
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Fehlende Nutzung von Open Data,
Bereits aktive Akteur:innen agieren für sich und ohne Infrastruktur. Bereits aktive Akteur:innen agieren für sich und ohne Infrastruktur. Akteur:innen mit komplementären Fähigkeiten treffen nicht aufeinander.
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eine fehlende Lobby und
Der Kontakt zu Regierungen, Kommunen und Verwaltungen, etwa um an Daten zu gelangen, ist für Einzelpersonen schwierig umsetzbar.
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fehlendes Bewusstsein
Open Data, Open Source und Open Government sind an vielen Stellen unbekannt oder unverstanden. Die Regierung, Kommunen, Verwaltungen und andere Institutionen arbeiten deswegen stellenweise ineffizient.
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führen dazu, dass
digitale Innovation in sozialen Bereichen in Deutschland kaum stattfindet,
bestehende Lösungsansätze, die von der Community entwickelt wurden, nicht übernommen und verstetigt werden (können),
viele Technologien/Werkzeuge in den Überwachungskapitalismus eingebunden sind und somit keine nachhaltigen und sicheren alternativen Infrastrukturen existieren
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Lösungsansatz
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lokale Labs
In lokalen Gruppen treffen sich Ehrenamtliche, die ihre In lokalen Gruppen treffen sich Ehrenamtliche, die ihre Fähigkeiten dazu nutzen, das gesellschaftliche Zusammenleben positiv zu beeinflussen.
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Vernetzung
Entscheidungsträger:innen und Verwaltungen vernetzen sich mit der Civic Tech Community, um gemeinsam an Projekten für die Stadt zu arbeiten.
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Stärkung von Civic Tech in Deutschland
Es bildet sich eine starke Civic Tech Community in Deutschland, offene Daten werden von Bürger:innen genutzt und durch unsere Beispiele werden Politik und Verwaltungen dazu inspiriert, weitere Daten zu öffnen und bessere, nutzerfreundliche Anwendungen bereitzustellen.
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Angestrebte Wirkung
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auf die Community
Die Community hat einen lokalen Treffpunkt, trifft sich regelmäßig und ist vernetzt.
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auf Entwickler:innen
Open Source und User Experience Design als Konzepte werden weiterverbreitet.
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auf die Gesellschaft
Digitales Ehrenamt wird sichtbarer und erfährt mehr Anerkennung.
Es gibt mehr Tools, Angebote und Infrastruktur für eine souveräne, digital handlungsfähige, informierte Gesellschaft.
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gesellschaftliche Wirkung
Regierungen werden transparenter.
Bürger:innen sind besser informiert und mehr Bürger:innen beteiligen sich dank digitaler Tools.
Das Bewusstsein für Open Source, Open Data und Open Government steigt.
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