Jahresbericht des Open Knowledge Foundation Deutschland e.V. 2022
Unser Jahresbericht enthält detaillierte Angaben zu den Entwicklungen unserer Organisation und unserer Projekte.
Kapitel 1
Einleitung
Der Jahresbericht steht auch als PDF-Version zur Verfügung. Die Versionen unterscheiden sich lediglich in Layout und Bildauswahl.
Das Jahr 2022 begann am 24. Februar. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine erschüttert uns jeden Tag in seiner Brutalität. Der Krieg in Europa zeigt uns, wie zentral der Schutz der Grund- und Menschenrechte ist, wie wichtig eine aktive und kritische Zivilgesellschaft ist und wie existentiell die Gestaltung einer nachhaltigeren Gegenwart und Zukunft für uns alle ist.
In Krisenzeiten fallen politische Bekenntnisse zu Transparenz, Offenheit, Rechenschaft und Einbindung von Zivilgesellschaft schnell unter den Tisch. Zu drängend erscheinen andere Fragen der Zeitenwende, zu bedrohlich die Feinde von außen, zu wichtig die „großen“ Akteur:innen aus der Wirtschaft. Die Zivilgesellschaft soll sich bitte hintenanstellen. Viele Ankündigungen aus dem Koalitionsvertrag der Ampel sind daher bislang Lippenbekenntnisse geblieben. Für ein Transparenzgesetz des Bundes liegen noch nicht einmal die Eckpunkte vor. Bei der Erarbeitung der Digitalstrategie der Bundesregierung wurde der Einbezug der Zivilgesellschaft schlicht vergessen. An der verschlüsselten Kommunikation und der Absage an biometrischer Überwachung im öffentlichen Raum wird kräftig gerüttelt. Aus der anfänglichen Ampeleuphorie ist Ernüchterung geworden.
Für die Open Knowledge Foundation war es daher in diesem Jahr besonders wichtig, für Offenheit und Nachhaltigkeit einzutreten. Transparenz und Offenheit der Regierungsführung ist der Boden, auf dem Vertrauen gedeiht – Vertrauen in die Regelungskompetenz, Weitsicht und Gemeinwohlorientierung staatlicher Akteur:innen, die gerade in Krisenzeiten so wichtig sind. Demokratie ist eben nicht nur gegen die Feinde von außen zu verteidigen, sondern muss auch im Innern gelebt und ständig weiterentwickelt werden. In einem offenen Koalitionstracker dokumentieren wir bereits seit Anfang 2022 die Fortschritte der Ampelregierung. Für ein wirklich progressives Transparenzgesetz haben wir zusammen mit einem breiten zivilgesellschaftlichen Bündnis einen eigenen Gesetzentwurf veröffentlicht. Mit einem neuen Projekt zum Thema Open Data gehen wir dieses zentrale Anliegen von uns nun endlich mit verstärkten Ressourcen an, um praktisches Wissen gerade in Ländern und Kommunen breiter zu verankern. Im Bündnis F5 (AlgorithmWatch, Gesellschaft für Freiheitsrechte, Reporter ohne Grenzen, Wikimedia Deutschland, OKF) haben wir 2022 mit unseren parlamentarischen Frühstücken im Bundestag losgelegt und können nach vier Terminen sagen, dass sich die Idee der Bündelung von Expertise und Kapazität rasant schnell als erfolgreich erwiesen und sich das Bündnis als neue Akteur:in der digitalen Zivilgesellschaft bereits einen Namen gemacht hat. Als eine von dreizehn Trägerorganisationen haben wir die Bits & Bäume-Konferenz im Herbst 2022 mitveranstaltet. Die Konferenz mit über 2.500 Teilnehmenden hat uns nicht nur emotional überwältigt, sondern es geschafft, die großen und strukturellen Fragen unserer nachhaltigen Zukunft konsequent in den Fokus zu rücken, anstatt die Debatte auf individuelle Verhaltensänderungen zu reduzieren.
2022 haben wir erstmals mit Jugendlichen nicht nur gecodet, gehackt und gelötet, sondern auch mit ihnen über gesellschaftspolitische Fragen der digitalen Transformation und Gelingensbedingungen guter digitaler Bildung diskutiert. Unsere Jugendkonferenz „Beyond Code“ hat uns gezeigt, dass Jugendliche viele gute Ideen haben und noch viel zu wenig an Diskursen beteiligt werden. Das Alpaka war natürlich auch mit dabei. Bei Jugend hackt wurden 2022 auch wieder einige neue Labs eröffnet, sodass wir jetzt in zwölf Bundesländern regelmäßige Angebote haben. Wir haben viel Zeit und Energie in den Aufbau unseres dezentralen Lab-Netzwerkes gesteckt und werden dies weiterhin tun. Für uns ist das Infrastruktur für Jugendliche, die auf Dauer angelegt ist.
Die OKF wächst weiter und zählt nun 34 Teammitglieder. Es gibt einige neue Babys im Büro. Auch Hunde sind willkommen. Wir sind dankbar für das Engagement von vielen Ehrenamtlichen in diversen Communitys, ohne die unsere Erfolge der letzten Jahre nicht möglich gewesen wären. Unsere vielen Spender:innen wiederum machen unsere Arbeit mit kleinen und großen Beiträgen erst möglich. Wir sind unglaublich dankbar für die gute Zusammenarbeit und breite Unterstützung und nehmen beides als Ansporn, unsere Themen weiterhin mit Herzblut und Leidenschaft zu verfolgen.
Viel Spaß beim Lesen unseres Jahresberichts wünscht
Der Vorstand Kristina Klein, Gabriele C. Klug, Lea Gimpel, Felix Reda, Daniel Dietrich, Stefan Heumann
Kapitel 1.1
Gegenstand des Berichts
Geltungsbereich
Der folgende Bericht blickt zurück auf die Arbeit der Open Knowledge Foundation Deutschland (nachfolgend OKF) im Jahr 2022. Im Bericht werden die wichtigsten Aktivitäten zusammengefasst, die Arbeitsweise der Organisation beschrieben sowie alle Projekte in Kürze dargestellt. Der abschließende Teil des Berichts umfasst Informationen zur Organisationsstruktur und den Finanzen.
Sitz der Organisation ist die Singerstraße 109 in 10179 Berlin.
Die Open Knowledge Foundation Deutschland ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein, Vereinsregister-Nr. VR 30468 B. Die Inhalte dieses Berichts sind, sofern nicht anders angegeben, nach Creative Commons 4.0 Share-Alike Attribution lizenziert. Urheberin für alle Inhalte ist, sofern nicht anders angegeben, die Open Knowledge Foundation Deutschland e. V.
Anwendung des Social Reporting Standard
Der vorliegende Jahresbericht ist nach dem Social Reporting Standard strukturiert. Aufgrund der großen Anzahl einzelner Projekte ist die Organisationsstruktur auf die gesamte Organisation bezogen dargestellt.
Berichtzeitraum und Berichtzyklus
Die Finanzberichterstattung bezieht sich auf das Geschäftsjahr 2022. Alle anderen Fakten reichen teilweise bis zur Gründung im Februar 2011 zurück. Es wird im jährlichen Turnus berichtet.
Ansprechperson
Fragen zum Bericht können gern an ➠geschaeftsfuehrung@okfn.de gerichtet werden.
Kapitel 1.2
Highlights des Jahres
Die erste Förderrunde ist vom Stapel gelaufen: 50 Open-Hardware-Projekte für eine offene, nachhaltige Gesellschaft.
Die erste Runde des Prototype Fund Hardware ist gestartet. Mehr als 50 Bewerbungen sind eingegangen. Alle spiegeln den Willen wider, offene, reparierbare und gesellschaftsrelevante Technologien zu entwickeln. Dabei sind Vorhaben wie „Heizen mit Kompost“, das Kompostwärme effizient nutzen möchte, eine Boje, die Umweltdaten zu Gewässern aufzeichnet oder ein Projekt, das die Nachnutzung von elektronischen Bauteilen verbessern möchte. Sie alle wollen Technologie zugänglicher machen und sozial-ökologische Probleme lösen.
Der neue Prototype Fund Hardware konnte zivilgesellschaftlich orientierte, offene Hardware fördern.
Für eine Welt, in der das Reparieren wieder normal ist, muss unsere alltägliche Technik neu erfunden werden, denn über Jahre hinweg wurde sie immer mehr zur Blackbox. Der Prototype Fund Hardware soll das ändern – 2021 startete das Förderprogramm für offene, transparente Technologien.
Ehrenamtliches Engagement traf sich beim Community Summit von Code for Germany.
Am 3. Oktober kam Code for Germany zum alljährlichen Community Summit zusammen. Mit Teilnehmenden aus dem gesamten Bundesgebiet kam sogar ein klein wenig Einheitsstimmung auf an diesem deutschen Feiertag. Die Ehrenamtlichen besprachen unter anderem, wie sich Linked Open Data an Hand konkreter Beispiele vermitteln lässt.
Unsere Organisation: Wir wachsen weiter, feiern zusammen und lernen voneinander.
34 Teammitglieder gehörten 2022 zur OKF. Wir stärken unsere Teammitglieder durch Fortbildungen, Verantwortungsübernahme und Unterstützung, klare Regeln und Strukturen, Freiheiten und Flexibilität und tauschen uns immer wieder bei Festen (Foto: Frühlingsfest), Team-Retreats, Brunches oder anderen Gelegenheiten aus.
FragDenStaat veröffentlicht die „NSU-Akten“ gemeinsam mit dem “ZDF Magazin Royale”.
Der Nationalsozialistische Untergrund verübte in den Jahren 2000 bis 2007 nicht nur sämtliche Überfälle und Anschläge, sondern ermordete auch zehn Menschen. Ein Jahr nachdem sich der NSU selbst enttarnte, ordnete der hessische Innenminister die Aufbereitung der Aktenbestände an, um mögliche Fehler des Verfassungsschutzes darzulegen. Die Resultate sollten 120 Jahre unter Verschluss bleiben. Zur Aufarbeitung und für die Betroffenen machte FragDenStaat diesem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung.
Jugendliche erarbeiten bei „Beyond Code“ von Jugend hackt gesellschaftliche Forderungen.
Jugend hackt mal ohne Programmieren, dafür mit ganz viel Gesprächen? Das geht, wie unsere erste Konferenz „Beyond Code“ mit den großen Themenbereichen „zeitgemäße digitale Bildung“ und „gesellschaftliche Anforderungen an Künstliche Intelligenz“ zeigte: Im November kamen dazu interessierte Jugendliche und Mentor:innen mit Expert:innen in den Technischen Sammlungen in Dresden zusammen.
Der Prototype Fund veröffentlicht Funding-Handbuch und feiert Open Source.
2022 stand beim Prototype Fund ganz im Zeichen von Austausch und Wissensvermittlung. Im Sommer kamen die Geförderten der letzten zwei Jahre zu einem rundenübergreifenden Demo Day zusammen, um ihre Open-Source-Projekte vorzustellen und zu feiern. Außerdem haben wir unsere Erfahrungen zum Thema Förderung aufbereitet und das Handbuch “Funding for Future” verfasst - und nicht nur wir teilen unser Wissen: In der 2022 veröffentlichten Knowledge Base stellen Expert*innen aus den Förderprojekten ihr Wissen zu verschiedensten Themen für alle Interessierten zur Verfügung.
Unser Bündnis F5 hat nun richtig losgelegt und in diesem Jahr vier parlamentarische Frühstücke zu digitalpolitischen Themen im Bundestag umgesetzt.
Die Umsetzung des Digital Services Act, das Transparenzgesetz und der Rechtsanspruch auf Open Data, Schutz vor Gewalt im digitalen Raum und Diskriminierung durch automatisierte Entscheidungen waren die Themen unserer parlamentarischen Frühstücke und zeigen die Bandbreite der Expertise unserer fünf Bündnisorganisationen.
Kapitel 1.3
Policy Arbeit
Die politische Arbeit der OKF im Jahr 2022 fand unter sich wandelnden Rahmenbedingungen statt. Nach dem „Superwahljahr“ 2021 konstituierten sich eine neue Bundesregierung sowie sechs Landesregierungen, die mit neuen Strukturen, Akteur:innen und Schwerpunkten digitalpolitische Vorhaben diskutieren. Das Mittel der Stunde ist dabei die Entwicklung von Strategien. Digitalstrategie, Datenstrategie, Zukunftsstrategie – an Versuchen der strategischen Planung fehlt es nicht –, die Umsetzung wichtiger digitalpolitischer Vorhaben lässt allerdings weiter auf sich warten. Damit ein zentrales Anliegen der digitalen Zivilgesellschaft, die Einführung eines Transparenzgesetzes, in dieser Legislaturperiode endlich umgesetzt wird, legten wir einfach selbst einen ➠Entwurf für ein progressives Transparenzgesetz vor. Wir veröffentlichten bei FragDenStaat einen ➠Koalitonstracker, um zu verfolgen, welche der 247 konkreten Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag bisher umgesetzt wurden. Mit diesem Tool sind die unterschiedlichen Informationen, die bisher verstreut bei Ministerien, Arbeitsgruppen oder Gremien zu finden waren, gebündelt und durchsuchbar.
Ein Schritt in die richtige Richtung für mehr Transparenz ging die Bundesregierung mit der Einführung eines einsehbaren Lobbyregisters. Die OKF begrüßt deren Einführung und ist dort selbst unter der Registernummer R000405 eingetragen. Uns freut es insbesondere, dass die Daten des Lobbyregisters als Open Data zur Verfügung gestellt werden. Dennoch übten wir auch ➠Kritik am Lobbyregister: Die dringlichste inhaltliche Erweiterung ist die Ergänzung des legislativen und exekutiven Fußabdrucks, um transparent zu machen, welche Akteur:innen an politischen Vorhaben, wie zum Beispiel Gesetzesentwürfen, mitwirken. Das Lobbyregister wirft zudem eine wichtige Grundsatzfrage bei gemeinnützigen Organisationen auf: Wie politisch darf man sein? Das politische Engagement von gemeinnützigen Organisationen muss durch eine Reform des Gemeinnützigkeitsrechts endlich auf rechtssichere Füße gestellt werde. Der Entzug der Gemeinnützigkeit darf nicht als Mittel missbraucht werden, kritische Stimmen unter Druck zu setzen.
Eng verbunden mit Transparenz ist ein weiteres Kernthema der OKF: Open Data. Die transparente Bereitstellung von amtlichen Informationen und öffentlichen Daten (nicht-personenbezogen) sind die wichtigsten Hebel, um eine offene Regierungsführung umzusetzen. Wir möchten uns mit diesem Kernthema der OKF wieder verstärkt in den gesellschaftlichen Diskurs einbringen und unsere Expertise im Bereich Open Data zur Verfügung stellen. Im Jahr 2022 haben wir das im Rahmen des Open-Data-Dialogs Hessen, in dem wir die aus unserer Sicht wichtigsten Punkte für ein Open-Data-Gesetz und dessen Implementierung in den Prozess einbrachten, sowie durch unsere Unterstützung der neuen ➠Open Data Strategie für Berlin, bereits umgesetzt. Ende des Jahres startete unser neues Projekt ➠Offene Verwaltungsdaten. Gemeinsam mit Open-Data-Community-Aktivist:innen wollen wir einen Open Data Knowledge Hub aufbauen, Expertise für Behörden zur Verfügung stellen, verwaltungsnahe Use Cases erarbeiten und praktische Open Data Tools in die breite Nutzung bringen.
Auch im Bereich Open-Source-Software waren wir politisch aktiv. Die Sicherheit und Qualität offener Softwarekomponenten wird maßgeblich mitbestimmen, wie resilient und wettbewerbsfähig das Software-Ökosystem in Deutschland und Europa in Zukunft sein wird. Aus diesem Grund ist die nachhaltige Unterstützung von Open-Source-Basistechnologien essentiell. Wir begrüßten die Schwerpunktsetzung im Koalitionsvertrag, die Digitalisierung in Deutschland souverän, innovativ und nachhaltig zu gestalten – um mit umso mehr Unverständnis festzustellen, dass dafür keine Mittel im Bundeshaushalt vorgesehen waren. In einem Offenen Brief an die Regierungsparteien forderten wir die Finanzierung des Sovereign Tech Fund ein. Der Haushalt wurde im Nachgang angepasst, sodass der neue Fund seine Arbeit aufnehmen konnte. Aber dennoch: Mit staatlichen Geldern alleine ist es nicht getan. Um Open-Source-Technologie, Open Data & Co endlich zum Standard zu machen, braucht es mehr – was genau und welche Rolle die Zivilgesellschaft dabei spielt, diskutierten wir auf einem ➠Panel der re:publica 2022.
In Sachen elektronische Gesetzgebungsverfahren ging es 2022 langsam voran. Der Bundestag hatte die elektronische Verkündung von Gesetzen auf einer neuen Verkündungsplattform beschlossen. Die OKF beteiligte sich am Gesetzgebungsverfahren mit einer ➠schriftlichen Stellungnahme und mündlichen Anhörung. Dabei fand ein enger Austausch mit anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen statt. Generell bewerten wir das neue Gesetz positiv, da es die digitale Transformation der Verwaltung beschleunigt. Doch – wie so oft – fehlt auch hier eine ganzheitliche Perspektive und eine Bereitstellung der Daten, die den Anforderungen von Open Data entsprechen. Die bisherige Plattform muss dringend weiterentwickelt werden.
Kritisch begleiteten wir auch Entwicklungen im Bereich des digitalen Ehrenamts. Im Konflikt um das Verschwörhaus Ulm (das sich jetzt nicht mehr so nennen darf), unserem langjährigen Partner in Sachen Jugend hackt Labs, Open Data und bürgerschaftliches Engagement im Digitalen, drückten wir unsere Besorgnis mit einer Mitteilung an den Oberbürgermeister und die Mitglieder des Gemeinderats aus. Ehrenamtliche leisten einen immensen Beitrag für die Gesellschaft – Digitale Ehrenamtliche sind wie ihre nicht digitalen Kolleg:innen, Gestalter:innen und Betreiber:innen öffentlich zugänglicher Infrastruktur, die unser Leben erleichtert. Die OKF unterstützt einige dieser Projekte des digitalen Engagements und Ehrenamts und möchte alle motivieren, an der Gestaltung des digitalen Zusammenlebens mitzuarbeiten. Zum ➠Tag des Ehrenamts veröffentlichten wir eine Übersicht über unsere vielfältigen Projekte.
Die Digitalisierung muss dem sozialökologischen Wandel dienen. Mit diesem Appell und mit insgesamt mehr als 60 thematischen Forderungen wendeten wir uns gemeinsam mit 13 Organisationen aus Umwelt-, Klima- und Naturschutz, Digitalpolitik, Entwicklungszusammenarbeit und Wissenschaft an politische Akteur:innen. Anlass dazu bot die ➠Bits & Bäume-Konferenz, in dessen Trägerkreis die OKF sich engagierte. Die Konferenz, mit mehr als 2500 Teilnehmenden, zeigte den Beitrag, den die Zivilgesellschaft bei der Lösung großer gesellschaftlicher Fragen leistet. Diese fachliche Expertise muss deutlich mehr in politische Prozesse eingebunden werden!
Digitale Nachhaltigkeit und nachhaltige Digitalisierung kommen nicht ohne reparierbare, nachvollziehbare und reproduzierbare Technologien aus. Umso problematischer ist es, dass unsere Alltagstechnik sich im Laufe der Zeit immer mehr zu einer Blackbox entwickelte. Aus diesem Grund starteten wir ein neues Projekt: den ➠Prototype Fund Hardware. In der ersten Runde förderten wir sechs Projekte. Offene, transparente Technologien wirken sich nicht nur positiv auf Klima & Nachhaltigkeit aus; Open Hardware stärkt den Wissenstransfer und fördert die kritische Auseinandersetzung mit Technologien. Damit sich alle Menschen selbstbestimmt und kritisch mit der Nutzung digitaler Medien und Technik auseinandersetzen können, setzt sich die OKF dafür ein, dass prinzipiell auf freie Bildungsmaterialien (Open Educational Resources, OER) gesetzt wird. Offene Technologiebildung forderten wir neben anderen Prinzipien der Offenheit und Partizipation auch in einer Stellungnahme zur ➠Zukunftsstrategie Forschung und Innovation des BMBF.
Nach der Gründung im letzten Jahr legte unser ➠Bündnis F5 in diesem Jahr mit der Arbeit richtig los und etablierte das regelmäßige Format eines parlamentarischen Frühstücks. Ziel der Reihe ist ein regelmäßiger digitalpolitischer Austausch mit Bundestagsabgeordneten, ihren wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen und den zuständigen Referent:innen der Bundestagsfraktionen für die Chancen und Herausforderungen der digitalen Zukunft. Die Themen der vier parlamentarischen Frühstücke reichten vom Digital Services Act, dem Transparenzgesetz, Open Data, Gewaltschutz im Internet bis zur Chatkontrolle. Ein weiteres Ziel unserer Arbeit ist die strukturelle Einbindung und gleichberechtigte Teilnahme der Zivilgesellschaft an digitalpolitischen Prozessen. Die Zukunft der Digitalpolitik ist zu wichtig, um sie nur aus gewinnorientierter Unternehmenssicht zu diskutieren! Diesen Aspekt stellten wir in unserem ➠kritischen Kommentar zum Digitalgipfel in den Fokus.
Die strukturelle Einbindung der Zivilgesellschaft in die Digitalpolitik ist auch unsere Motivation an den zahlreichen Stakeholdermeetings und -dialogen teilzunehmen, zu denen wir eingeladen wurden (u.a. Stakeholderdialog Datenkompetenz (BMBF), Stakeholderbeteiligung zur Festlegung von Eckpunkten eines Mobilitätsdatengesetzes (BMDV), Workshop zum Dateninstitut (BMI)).Zudem ist unsere Geschäftsführerin Dr. Henriette Litta als Mitglied in den ➠Digitalbeirat der Bundesregierung berufen worden. Wir begrüßen die Bemühungen, dass zivilgesellschaftliche Akteur:innen vermehrt angehört werden. Es braucht aber mehr Austausch und Verbindlichkeit, um eine echte strukturelle Beteiligung zu erreichen.
Kapitel 2
Projekte
Im nachfolgenden Teil stellen wir unsere wichtigsten Projekte vor und beschreiben die inhaltlichen Schwerpunkte des Jahres. Wir beginnen die Darstellung mit unseren großen, langjährigen Projekten. Hier ist es uns besonders wichtig, nachhaltige Strukturen aufzubauen und gesellschaftliche Wirkung zu entfalten. Daher stellen wir diese Projekte ausführlicher und anhand ihrer jeweiligen Wirkungsketten vor.
Kapitel 2.1
Code for Germany
Das Projekt
Code for Germany ist ein Netzwerk von ehrenamtlichen Menschen, die an nachhaltigen digitalen Projekten für eine offene und gerechte Gesellschaft arbeiten. Zentrales Thema ist dabei, wie Daten, Informationen und Wissen so aufbereitet werden können, dass sie möglichst vielen Menschen zugänglich sind. Dadurch wird die Beteiligung von Bürger:innen an demokratischen Prozessen gestärkt und ihr Lebensalltag erleichtert. Um dies zu ermöglichen, treffen sich Freiwillige regelmäßig in ihren Städten in den Open Knowledge Labs (OK-Labs). Sie diskutieren über Strategien des Open Government und entwickeln digitale Lösungen für Probleme und Bedürfnisse, die sie in ihren Städten und Nachbarschaften identifiziert haben.
Was ist 2022 passiert?
Ressourcen
Laufzeit
Das Projekt läuft seit April 2014.
Budget
2022
Einnahmen: 79.118 €
Ausgaben: 66.014 €
davon Personalausgaben: 38,972€
davon Sachausgaben: 27.042 €
2021
Einnahmen: 37.627 €
Ausgaben: 50.623 €
davon Personalausgaben: 39.952 €
davon Sachausgaben: 10.671 €
Personal
Koordination: Sonja Fischbauer; Community-Redakteurin (Studentische Mitarbeiterin): Nora Titz
ehrenamtliche Arbeit
ca. 200 Ehrenamtliche mit geschätzt 5.000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit
Partner:innen
Code for All, nexus Institut
Förderung
Deutsche Postcode Lotterie, Fonds Soziokultur, Spenden, sonstige
inhaltliche Schwerpunkte
Klima und Umwelt Klima und Umwelt sind weiterhin ein Fokus vieler Projekte des Netzwerks. Im Rahmen einer Videoserie zu SDGs von Code for All präsentierte zum Beispiel das im Rahmen der Code for Germany Community entstandene Projekt ➠Open Parliament TV einen Beitrag zur Stärkung der Demokratie.
Besonders aktiv sind auch die Ehrenamtlichen im OK Lab Karlsruhe. Seit 2022 betreiben sie ➠einige Projekte, die offene Daten und Klimaschutz verbinden. Sowohl Klimawatch als auch die CO2App verdeutlichen dabei den Nutzen dieser Verbindung durch Visualisierungen von regionalen Klimabilanzen. Bei der ➠Community Convention des BMVU im September stellten sie ihre Projekte vor.
Netzwerk und Veranstaltungen Wie jedes Jahr gab es auch 2022 den ➠Open Data Day. Am 5. März fanden weltweit Aktionen statt, die Wissen und Bewusstsein zur Verwendung von Open Data schaffen. Auch in Deutschland gab es dazu zahlreiche Veranstaltungen, darunter eine Paneldiskussion zu Datensouveränität und Workshops zu Klimadaten, bei denen die Code for Germany Community beteiligt war.
Im Mai traf sich die Community auf der ➠20. GPN in Karlsruhe. Die GPN, kurz für Gulaschprogrammiernacht, ist ein Event des Entropia e. V. (CCC Karlsruhe). Hier wurde vom 19.-22.05.22 in Karlsruhe vorgetragen, gehackt und Gulasch vertilgt. 2022 war auch die Code for Germany Community vertreten. Am Samstag, den 21 Mai bot ein Panel zu Open Data und digitalem Ehrenamt einen Einstieg in das Code-for-Germany-Netzwerk, gefolgt von regem Austausch bei einem Community Meetup.
Im Juni gründete eine lokale Gruppe von Ehrenamtlichen ein ➠neues OK Lab in Kaiserslautern, das eng mit der Stadtverwaltung zusammenarbeitet. Im Mittelpunkt des Kickoff Meetings stand das gemeinsame Kennenlernen. Die Ehrenamtlichen stellten zahlreiche Projekte aus den anderen OK Labs vor, die in Zukunft mit Daten aus Kaiserslautern zum Leben erweckt werden sollen und als Anregung für neue Projekte dienen.
Am 3. Oktober kamen Ehren- und Hauptamtliche zum ➠Community Summit 2022 zusammen. Mit Teilnehmenden aus dem gesamten Bundesgebiet kam sogar ein klein wenig Einheitsstimmung auf an diesem deutschen Feiertag. Besprochen wurde unter anderem, wie sich Linked Open Data an Hand konkreter Beispiele vermitteln lässt.
Beziehungspflege und Co-Creation Besonders bewegt hat uns in diesem Jahr, dass wir noch stärker mit unseren Ehrenamtlichen in der Community als Gemeinschaft zusammengewachsen sind. Die menschlichen Verbindungen in unserem Netzwerk sind stärker geworden und das ist für uns ein großer Schatz. Das Verhältnis zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen ist nicht immer leicht. Konträre Rollen und Erwartungen führen leicht zu Konflikten. Wir haben uns 2022 besonders bemüht, unsere Arbeit nicht nur für, sondern gemeinsam mit den Ehrenamtlichen zu gestalten. So haben wir z.B. das Rollenprofil unserer Community-Redakteurin zusammen erarbeitet und Ehrenamtliche in den Auswahlprozess der Bewerber:innen eingebunden. Im April stellten wir mit Nora Titz eine studentische Mitarbeiterin als Community-Redakteurin an, die vom Netzwerk mit offenen Armen empfangen wurde. Es ist bewegend zu sehen, wie die Qualität der Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamt im Verlauf des Jahres gewachsen ist.
Wissen aufbereiten Durch die Unterstützung der neuen Community-Redakteurin konnten wir im Jahr 2022 vier Use Cases aufbereiten, die den Nutzen von offenen Daten darlegen. Die Code for Germany Community entwickelt seit Jahren Anwendungen und Datenstandards, welche der Verwaltung helfen könnten, ihre Ziele bezüglich Transparenz und Open Data zu erreichen. Ein Beispiel dafür ist der Datenstandard OParl. Wie Entwicklung und Übernahme in die Verwaltung ablaufen und welche Probleme dabei auftreten können, veröffentlichten wir im Dezember in einem ➠Gastbeitrag auf netzpolitik.org.
Unter dem Titel Out in the Open erscheint eine ➠monatliche Blogreihe auf codefor.de. Sie wird komplett von Ehrenamtlichen recherchiert, geschrieben und veröffentlicht. Sie soll Interessierten die wichtigsten Ereignisse aus dem Bereich Civic Tech und Open Data in Deutschland einordnen. Hier finden sich Analysen und Meinungen zu tagespolitischen digitalen Themen wie etwa dem Bundestransparenzgesetz, dem geplanten Dateninstitut, der Smart Country Convention und Dauerthemen wie dem sinkenden Grundwasserspiegel, Mobilität und Datenstorys.
Im Herbst 2022 endete unser Beitrag zum Projekt ➠Digitale Kommune, für das wir seit 2019 mit dem nexus-Institut kooperiert hatten. In dem Projekt wurden Handreichungen zur Digitalisierung für Kommunen erarbeitet, die mittlerweile im Videoformat veröffentlicht wurden.
Output
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Im Jahr 2022 gab es 16 aktive OK-Labs in Deutschland, die sich mit ihren Gemeinden vernetzen
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In Kaiserslautern gründete eine Gruppe engagierter Ehrenamtlicher ein neues OK-Lab.
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Mithilfe der neu angestellten Community-Redakteurin konnten wir vier Use Cases zum Anwendungspotenzial von offenen Daten dokumentieren, unter anderem zum Datenstandard OParl
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Unter dem Titel Out in the Open erschien auch 2022 wieder eine ➠monatliche Blogreihe auf codefor.de. Die Beiträge werden von ehrenamtlichen Expert:innen recherchiert und verfasst.
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Die OK-Labs vor Ort veranstalteten regelmäßige Austauschtreffen vor Ort und online.
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Die OK-Labs berieten lokale Verwaltungen zum Nutzen von Open Data sowie zu gemeinwohlorientierter Digitalpolitik und Infrastruktur.
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Im Netzwerk wurden zahlreiche Projekte umgesetzt, die den Nutzen von offenen Daten aufzeigen.
Outcome
Es gibt eine starke Civic Tech Community in Deutschland. Durch unsere Beispiele und unsere Forderungen werden Politik und Verwaltungen dazu angehalten, weitere Daten zu öffnen und ihre technische Infrastruktur nachhaltig und selbstermächtigt zu gestalten.
Impact
Durch unsere Bemühungen um Use Cases, Veröffentlichungen und Veranstaltungen werden Verwaltungen und Regierungen transparenter. Das führt dazu, dass Bürger:innen besser informiert sind und sich daher mehr zutrauen in Bezug auf Beteiligung und Mitsprache. Das Bewusstsein für die Relevanz von Open Source, Open Data und Open Government für das Gemeinwohl steigt. Wir erkennen als gute Nebenwirkungen, dass Kommunen und Verwaltungen effizienter arbeiten, Menschen ihre technischen Fähigkeiten für etwas Gutes einsetzen und mehr technische Mündigkeit (Data Literacy) entsteht.
Evaluation
Weiterhin lassen sich die Folgen der Pandemie in einem Rückgang an ehrenamtlicher Beteiligung beobachten. Uns kommt im Netzwerk die Rolle der Unterstützerin und Enablerin zu: Diese Rollenverteilung, mit den Ehrenamtlichen als Tonangebende und der OKF als Verstärkerin ihrer Ideen, hat sich als ein sehr produktiv erwiesen.
Ausblick
Für 2023 haben wir eine Überarbeitung des Selbstverständnisses des Netzwerks und ein Update der Webseite geplant.
Wirkungskette
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Das Problem
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Die Civic-Tech-Community in Deutschland besteht aus vielen individuellen Gruppierungen, die mit ähnlichen Problemen konfrontiert sind, aber bisher vorwiegend regional organisiert sind und keine Lobby haben.
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Mögliche Ursachen
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Fehlende Nutzung von Open Data,
Bereits aktive Akteur:innen agieren für sich und ohne Infrastruktur. Bereits aktive Akteur:innen agieren für sich und ohne Infrastruktur. Akteur:innen mit komplementären Fähigkeiten treffen nicht aufeinander.
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eine fehlende Lobby und
Der Kontakt zu Regierungen, Kommunen und Verwaltungen, etwa um an Daten zu gelangen, ist für Einzelpersonen schwierig umsetzbar.
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fehlendes Bewusstsein
Open Data, Open Source und Open Government sind an vielen Stellen unbekannt oder unverstanden. Die Regierung, Kommunen, Verwaltungen und andere Institutionen arbeiten deswegen stellenweise ineffizient.
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führen dazu, dass
digitale Innovation in sozialen Bereichen in Deutschland kaum stattfindet,
bestehende Lösungsansätze, die von der Community entwickelt wurden, nicht übernommen und verstetigt werden (können),
viele Technologien/Werkzeuge in den Überwachungskapitalismus eingebunden sind und somit keine nachhaltigen und sicheren alternativen Infrastrukturen existieren
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Lösungsansatz
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lokale Labs
In lokalen Gruppen treffen sich Ehrenamtliche, die ihre In lokalen Gruppen treffen sich Ehrenamtliche, die ihre Fähigkeiten dazu nutzen, das gesellschaftliche Zusammenleben positiv zu beeinflussen.
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Vernetzung
Entscheidungsträger:innen und Verwaltungen vernetzen sich mit der Civic Tech Community, um gemeinsam an Projekten für die Stadt zu arbeiten.
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Stärkung von Civic Tech in Deutschland
Es bildet sich eine starke Civic Tech Community in Deutschland, offene Daten werden von Bürger:innen genutzt und durch unsere Beispiele werden Politik und Verwaltungen dazu inspiriert, weitere Daten zu öffnen und bessere, nutzerfreundliche Anwendungen bereitzustellen.
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Angestrebte Wirkung
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auf die Community
Die Community hat einen lokalen Treffpunkt, trifft sich regelmäßig und ist vernetzt.
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auf Entwickler:innen
Open Source und User Experience Design als Konzepte werden weiterverbreitet.
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auf die Gesellschaft
Digitales Ehrenamt wird sichtbarer und erfährt mehr Anerkennung.
Es gibt mehr Tools, Angebote und Infrastruktur für eine souveräne, digital handlungsfähige, informierte Gesellschaft.
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gesellschaftliche Wirkung
Regierungen werden transparenter.
Bürger:innen sind besser informiert und mehr Bürger:innen beteiligen sich dank digitaler Tools.
Das Bewusstsein für Open Source, Open Data und Open Government steigt.
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Website
Kapitel 2.11
FragDenStaat
Das Projekt
In einer Demokratie ist es notwendig, dass sich Bürger:innen frei über Regierungshandeln informieren können. Mit dem Informationsfreiheitsgesetz hat jede Person das Recht, Dokumente bei Behörden anzufragen. Mit der Online-Plattform FragDenStaat unterstützen wir Bürger:innen dabei, ihr Recht auf Zugang zu Informationen von deutschen Behörden wahrzunehmen. Bürger:innen müssen sich nicht mehr durch den Gesetzesdschungel der Bundesländer und des Bundes arbeiten, um eine Anfrage zu stellen. Anfragen und Antworten erscheinen transparent online. Schon im Jahr der Gründung des Projekts hat sich die Anzahl der Informationsanfragen in Deutschland verdoppelt. FragDenStaat ist aber nicht nur eine Software – wir wollen die Informationsfreiheit als solche in Deutschland nach vorne bringen. Hierzu entwickeln wir eigene Kampagnen, unternehmen eigene Recherchen, entwickeln ein Transparenzranking und führen Klagen durch.
Was ist 2022 passiert?
Ressourcen
Laufzeit
Das Projekt läuft seit August 2011.
Budget
2022
Einnahmen: 1.542.771 €
Ausgaben: 810.164 €
davon Personalausgaben: 543.181 €
davon Sachausgaben: 266.983 €
2021
Einnahmen: 664.543 €
Ausgaben: 536.646 €
davon Personalausgaben: 366.024 €
davon Sachausgaben: 170.622 €
Personal
Projektleitung: Arne Semsrott
Entwickler:in: Stefan Wehrmeyer / Magdalena Noffke mit den studentischen Hilfskräften Karl Engelhardt / Max Kronmüller
Studentische Hilfskraft und Campaignerin: Lea Pfau
Head of Operations: Judith Doleschal: Öffentlichkeitsarbeit: Leonie Gehrke / Isa Lachmann / Monica Phương Thúy Nguyễn
Lega-Team: Hannah Vos / Vivian Kube / Sebastian Sudrow / Philipp Schönberger mit Rechtsreferendar:innen Clara Willeke / Lorenz Dudew
Investigativ-Team: Vera Deleja-Hotko / Aiko Kempen
Leitung Brüsseler Büro: Luisa Izuzquiza
Studentische Hilfskraft und Bundesfreiwilligendienstleistende: Melek Bazgan
Bundesfreiwilligendienstleistende: Tiziana Saab
ehrenamtliche Arbeit
ca. 400 h durch unsere fünf Moderator:innen sowie das ehrenamtliche Legal-Team mit sieben jungen Jurist:innen
Partner:innen
foodwatch, Pro Asyl, Campact, Mehr Demokratie, Gesellschaft für Freiheitsrechte, Deutsche Gesellschaft für Informationsfreiheit, Reporter ohne Grenzen, Chaos Computer Club, netzwerk recherche, Access Info, abgeordnetenwatch.de
Förderung
Spenden, Luminate, Schöpflin Stiftung, Alfred Landecker Foundation, Bertha Foundation, Stichting NLnet, Adessium, Medieninnovationszentrum Babelsberg, Wikimedia, sonstige
inhaltliche Schwerpunkte
Im Jahr 2022 ist das FragDenStaat-Team weiter gewachsen. Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit wird das Team nun von zwei weiteren Mitarbeiterinnen verstärkt. Auch das Legal-Team sowie das Investigativ-Team durften sich jeweils über neue Mitarbeitende freuen. Mit den neuen Klagen hat FragDenStaat inzwischen insgesamt 142 Klagen eingereicht. Hinzu kamen beispielsweise Klagen auf EU-Ebene: Gemeinsam mit Seawatch klagte FragDenStaat gegen Frontex, zudem gegen das EU-Parlament aufgrund eines griechischen Nazi-Abgeordneten. Die hartnäckige Recherche inklusive Klagen von FragDenStaat trug mit zur Auflösung der Stiftung Klima- und Umweltschutz in Mecklenburg-Vorpommern bei. Durch den Bundesgerichtshof wurde endlich die Veröffentlichung des Glyphosat-Gutachtens als rechtmäßig erklärt. Außerdem urteilte das Bundesverwaltungsgericht nach unserer Klage, dass der wissenschaftliche Beirat des Finanzministeriums seine Protokolle öffentlich zugänglich machen muss.
FragDenStaat hat sich durch Aktionen und Kampagnen weitreichend für Transparenz eingesetzt. Gemeinsam mit Wikimedia Deutschland sowie anderen Organisationen hat FragDenStaat den Koalitionstracker gebaut und betreut. Dieser bietet die Live-Verfolgung der Regierungsarbeit hinsichtlich der Umsetzungen aller Versprechen der Ampel-Koalition. Die erschreckende Bilanz zeigt, wiewenig Vorhaben angegangen wurden. Aus diesem Grund hat auch FragDenStaat gemeinsam mit einem breiten Bündnis einen Entwurf für ein Bundestransparenzgesetz vorgelegt, um der Regierung Orientierung zu geben.
Nachdem das Verwaltungsgericht Berlin FragDenStaat nicht als Presse anerkannte, da sie die Recherchen nicht analog drucken ließen, reagierte FragDenStaat mit ihrem ersten Druckerzeugnis. Daraufhin wurde FragDenStaat der Pressestatus zuerkannt und bekam somit die Legitimation, sich bei Behördenauskünften auf die Pressefreiheit zu berufen.
Mit der neuen Kampagne „Wie ist die Lage?“ sollen die Lageberichte des Auswärtigen Amts allen zugänglich gemacht werden. Die Berichte erörtern, in welchen Ländern gravierende Gefahren drohen. Mithilfe von ProAsyl sowie der FragDenStaat-Community sollen Lageberichte angefragt und veröffentlicht werden, sodass Abschiebungen in solche Länder zukünftig von der Zivilgesellschaft verhindert werden können. Der bereits 2021 gestartete Klima-Helpdesk bewährte sich im Jahr 2022 weiterhin als effektive Unterstützung für Privatpersonen, Journalist:innen oder soziale Initiativen, die das Umweltinformationsgesetz für ihre Vorhaben nutzten.
Ein riesiger Erfolg war die Veröffentlichung der NSU-Akten gemeinsam mit dem ZDF Magazin Royale 120 Jahre früher als seitens der Behörden geplant, da diese eigentlich als Verschlusssache eingestuft waren. Eine weitere Folge beleuchtet das bürokratische Chaos der Ausländerbehörden und die damit einhergehenden Konsequenzen für alle, die darauf angewiesen sind. Zudem hat FragDenStaat die Brandenburger Landesregierung bezüglich des Vorhabens, ein Abschiebezentrum neben dem Berliner Flughafen zu bauen, ordentlich gelöchert. Durch das Brüsseler Büro konnte die finanzielle Beteiligung von EU-Mitgliedsstaaten an Frontex-Einsätzen dargelegt und der OLAF-Report geleakt werden.
Output
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Anfragen gesamt: 29.250 (VJ: 28.103)
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Aktive Nutzende gesamt: 117013 (VJ: 115142)
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Seitenansichten: 9 Millionen
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gewonnene Klagen: 16 (VJ: 17)
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Koalitionstracker macht Fortschritt der Ampel-Koalition transparent, ein Entwurf für Bundestransparenzgesetz im Bündnis, 2 Sendungen gemeinsam mit dem ZDF Magazin Royale sowie weitere neue Medienkooperationen, 2 wichtige Leaks, erste FragDenStaat-Zeitung gedruckt und 1.333 mal verschickt, 109 Artikel im Blog veröffentlicht
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Dokukratie.de macht zentrale Dokumente der Demokratie besser zugänglich, der Klageautomat lässt Nutzer:innen automatisiert prüfen, ob bei ihrer Anfrage eine Untätigkeitsklage möglich ist
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Veröffentlichung des ersten FragDenStaat Trailers: ➠FragDenStaats‘s Twenty
Outcome
Dank der ersten FragDenStaat-Summer School, Kampagnen sowie öffentlichkeitswirksamen Medienkooperationen konnten neue Zielgruppen für das Thema Informationsfreiheit sensibilisiert werden. Neue Seiten und Redesign stellen die Arbeit von FragDenStaat nun klarer dar. Gewonnene Klagen haben zu Grundsatzurteilen geführt und unser Klageautomat ermöglicht es jetzt jedem, ganz einfach Untätigkeitsklagen einzureichen. Durch Leaks wird FragDenStaat als vertrauensvolles Medium für Hinweisgeber:innen wahrgenommen. Die erhöhte Reichweite durch spannende Veröffentlichungen und die Aktion rund ums Druckerzeugnis führten auch zu erhöhten Spendeneinnahmen. Spender:innen der letzten Jahre blieben uns erhalten.
Impact
Ein durch Informationsfreiheit transparenter Staat stärkt Partizipation und erhöht die Qualität politischer Prozesse. Unsere Kampagnen ermutigen Menschen dazu, selbst Anfragen zu stellen, und macht Informationsfreiheit in Deutschland bekannter. Mit unseren Klagen erstreiten wir wegweisende Urteile und sorgen dafür, dass das Recht auf Informationsfreiheit effektiv durchgesetzt wird. Außerdem decken wir mit unseren investigativen Recherchen immer wieder Missstände auf und stoßen politische Veränderungen an. So hat die hartnäckige Recherche zur Stiftung Klima- und Umweltschutz in Mecklenburg-Vorpommern mit zu deren Auflösung beigetragen. Das Urteil zu unserem Pressestatus führte zu einer öffentlichkeitswirksamen Diskussion über das veraltete Presseverständnis unserer Gerichte. Der gemeinsame Leak der NSU-Akten mit dem ZDF Magazin Royale trägt zur Aufarbeitung des NSU bei. Die Brandenburger Landesregierung ist durch die Recherche von FragDenStaat in Erklärungsnöte zum ➠BER-Abschiebezentrum gekommen.
Evaluation
Maßnahmen werden regelmäßig intern evaluiert. Auf dem Blog und via Newsletter berichtet FragDenStaat beständig. Die Metriken zur Nutzung von FragDenStaat.de sind jederzeit über Matomo einsehbar.
Ausblick
2023 kann das Jahr der Transparenz werden. Mehrere Gesetzesvorhaben sind in der Pipeline, die FragDenStaat begleitet. Außerdem bleiben FragDenStaat an Frontex dran und auch die weitere Aufarbeitung des NSU-Komplex steht auf der Agenda. Darüber hinaus wird es neue Projekte geben wie ein Rechtsschutzfonds sowie eine Datenbank mit Gerichtsentscheidungen zur Presse- und Informationsfreiheit. Die FragDenStaat-Summer School findet ebenfalls wieder statt. Dazu arbeitet FragDenStaat an einigen großen Veröffentlichungen gemeinsam mit deutschen und internationalen Medien.
Wirkungskette
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Das Problem
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Zu wenige Personen nutzen ihr Menschenrecht auf Informationsfreiheit. Wenn Menschenrechte nicht genutzt werden, können sie schneller wieder abgeschafft werden.
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Mögliche Ursachen
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Mangelndes Wissen,
Das Informationsfreiheitsgesetz ist nur wenigen Menschen bekannt.
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komplizierte Handhabung und
In der Regel ist Menschen nicht klar, an wen wie Anfragen gestellt werden können und welche Rahmenbedingungen dafür gelten.
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widerspenstige Verwaltungen
Die Bearbeitung von Anfragen nach dem Informationsfreiheitsgesetz ist weitgehend unbeliebt. Viele Behörden blockieren aktiv den Zugang zu Informationen.
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führen dazu, dass
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Informationsfreiheit als demokratisches Grundrecht zu schwach ausgeprägt ist.
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die Durchsetzung der Informationsfreiheit aufgrund der geringen Nutzung zu schwierig ist
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Lösungsansatz
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einfache Anfragen online
Mithilfe von FragDenStaat.de können alle Menschen besonders einfach Anfragen an Behörden stellen. Der Ansatz ist niedrigschwellig, zusätzliche gibt es Tools für Journalist:innen und NGOs.
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transparente Darstellung
Alle Anfragen und Antworten darauf werden online dokumentiert und zeigen die Praxis der Informationsfreiheit in Deutschland. Davon können Bürger:innen und Behörden lernen. Die öffentliche Kontrolle wird verstärkt.
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laufende Berichterstattung
Das Team von FragDenStaat informiert aktuell über neue Fälle und Klagen und zeigt Erfolge und Probleme der Informationsfreiheit auf.
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Angestrebte Wirkung
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auf Bürger:innen
Mehr Menschen erkennen ihr Recht auf Informationsfreiheit.
Mehr Menschen nutzen das Recht.
Die Nutzung des Rechts führt zu mehr Partizipation im politischen Prozess.
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auf Verwaltungen
Die Praxis der Informationsfreiheit wird gestärkt, weil Verwaltungen anhand der Fälle Informationsfreiheit besser verstehen.
Verwaltungen befolgen das Informationsfreiheitsgesetz stärker und bei den Mitarbeiter:innen wird die Akteptanz für Informationsfreiheit gestärkt.
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auf Multiplikator:innen
Das Nutzen von Anfragen an Verwaltungen für NGO-Kampagnen und journalistische Projekte wird erhöht. Der Gesetzgeber gerät unter Druck, bestehende Regelungen bürger:innenfreundlicher zu gestalten.
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gesellschaftliche Wirkung
Durch die stärkere Nutzung der Informationsfreiheit wird das Menschenrecht gestärkt.
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Website
Kapitel 2.12
Jugend hackt
Das Projekt
Mit Code die Welt verbessern – das ist seit 2013 das Ziel von Jugend hackt, einem Programm für Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren, die Lust auf Technik haben und darauf, sich damit auseinanderzusetzen, wie Technik und Gesellschaft zusammenhängen. Bei Jugend hackt wird natürlich gecodet und gebastelt, es geht uns aber um mehr. Wir wollen einen verantwortungsbewussten Umgang mit Technik vermitteln. Dazu gehört für uns, dass wir uns mit ethischem Hacking auseinandersetzen, aber auch mit der Offenheit von Code und Daten. Technik-Kompetenz ist mehr als etwas, das sich gut im Lebenslauf macht. Es geht uns also nicht darum, die Jugendlichen auf einen konkreten Beruf vorzubereiten oder möglichst früh Kontakte zur Wirtschaft zu knüpfen. Lernen heißt für uns vor allem, sich selbst auszuprobieren und auch Fehler zu machen. Unser pädagogischer Ansatz folgt daher stark dem erfahrungsbasierten Lernen. Gemeinsam mit unseren ehrenamtlichen Mentor:innen können die Jugendlichen bei Jugend hackt eigene Projektideen entwickeln und sie gemeinsam umsetzen.
Was ist 2022 passiert?
Ressourcen
Laufzeit
Das Projekt läuft seit September 2013.
Budget
2022
Einnahmen: 617.261 €
Ausgaben: 697.985 €
davon Personalausgaben: 215.753 €
davon Sachausgaben: 482.232 €
2021
Einnahmen: 659.561 €
Ausgaben: 606.664 €
davon Personalausgaben: 221.734 €
davon Sachausgaben: 384.930 €
Personal
Projektleiterinnen: Nina Schröter, Anne Ware
Projektmanagerin: Lisa Jahn
Community Manager: Philip Steffan
studentischer Mitarbeiter: Ivan Botica
Bundesfreiwilligendienstleistende: Benjamin Laske, Anton Melchert
ehrenamtliche Arbeit
über 8.000 Stunden
Partner:innen
mediale pfade.org – Verein für MedienbildungAußerdem gibt es viele weitere lokale Partnerorganisationen: Jugend hackt hat ein großes Netzwerk, mit dem wir gemeinsam vor Ort in verschiedenen Städten das Programm umsetzen.
Förderung
Deutsche Bahn Stiftung, Sächsisches Staatsministerium für Kultus, Datev-Stiftung Zukunft, Robert-Rothe-Stiftung, Arnfried und Hannelore Meyer-Stiftung, GLS Treuhand, Heidehof Stiftung, außerdem Sponsorings und Spenden von Unternehmen sowie Spenden von Privatpersonen
inhaltliche Schwerpunkte
Für Jugend hackt ist 2022 das Jahr der Begegnung geworden: Nach 2020, dem Jahr der Absagen aller Präsenzangebote und Neuerfindung als Digital-Event, und 2021, dem Jahr der gemischten Angebote je nach Corona-Lage, konnten wir uns 2022 endlich wieder durchgehend vor Ort begegnen, dank großer Vor- und Rücksicht und ausführlichen Hygienekonzepten.
Auch ohne vorgegebenes Jahresmotto sind bestimmte Themen vermehrt aufgetaucht: Viele der Prototypen der jugendlichen Teilnehmer:innen zeigen Ansätze auf, wie schulische Bildung mit digitalen Anwendungen spannender vermittelt werden könnte. Auch in den Bereichen Umweltschutz und Überwachungen geben die Projekte immer wieder Impulse. Vor allem in München, wo das Event unter dem Thema „Code and Culture“ stand, aber auch an den anderen Standorten, gibt es außerdem viele spannende Auseinandersetzungen mit (digitaler) Kunst.
Unsere erste Konferenz trug den Namen „➠Beyond Code“ und fand im November in Dresden statt. Zu den zwei Themenbereichen „zeitgemäße digitale Bildung“ und „gesellschaftliche Anforderungen an Künstliche Intelligenz“ haben wir interessierte Jugendliche und Mentor:innen mit Expert:innen zusammengebracht.
In vier Gruppen erarbeiteten die Teilnehmer:innen Vorschläge und Forderungen, zum Beispiel ein neues Schulfach „digital literacy“ anstelle von Informatik. Dazu passend forderte eine andere Arbeitsgruppe, die Didaktik des Informatikunterrichts grundlegend zu überarbeiten. Echte „digital literacy“ bedeute zudem, dass es auch außerhalb schulischer Kontexte Freiräume geben müsse, in denen man sich ausprobieren und voneinander lernen könne. Hier, ebenso wie beim Thema Künstliche Intelligenz, stehen im Mittelpunkt der Forderungen gesellschaftliche Fragen.
Output
Achtmal kamen 2022 Jugendliche und Mentor:innen für ein Wochenende zusammen, um eigene Coding-Projekte umzusetzen. Im April ging es in Dresden los, über das Jahr verteilt gab es Jugend hackt dann in Frankfurt am Main, Mannheim, Hamburg, Berlin, Köln, Linz und schließlich im Dezember in München. Es war damit das erste Jahr seit 2019, in dem Jugend hackt vollständig wieder vor Ort stattfinden konnte. Ganz weg sind die in den vergangenen Jahren entwickelten Remote-Ideen aber nicht: Viele Events starten mit einem digitalen Vorab-Treffen und in Köln war sogar das ganze Wochenende hybrid geplant, sodass Jugendliche vor Ort oder von zuhause aus dabei sein konnten.
Seit längerem gab es in der Jugend-hackt-Community außerdem den Wunsch, einmal einen Hackathon nur für Mentor:innen zu veranstalten – ein Wochenende, um miteinander Zeit zu verbringen und an Projekten arbeiten zu können. Mitte August konnten wir diese Idee umsetzen: 20 Mentor:innen trafen sich im Eigenbaukombinat, dem großen Hackspace in Halle an der Saale. In den rund 48 Stunden entwickelten die Mentor:innen diverse interne Tools für Jugend hackt weiter. Das Format soll 2023 erneut stattfinden.
Das partizipative Format der Jugendkonferenz „Beyond Code“ im Dezember hat sich als durchweg erfolgreich erwiesen. So gelang die Beteiligung sehr unterschiedlicher Altersgruppen sowie von Personen mit sehr unterschiedlichen technischen Wissensständen und aus verschiedenen Disziplinen. Sowohl in der Konzeption und Vorbereitung als auch bei der Durchführung und Nachbereitung der Konferenz waren die Teilnehmer:innen direkt involviert. An den beiden Konferenztagen gelang es zudem, innerhalb sehr heterogener Arbeitsgruppen komplexe Themen zu diskutieren und konkrete Forderungen herauszuarbeiten. Wir wollen das Format aufgrund der großen positiven Resonanz auch in Zukunft wiederholen und weiterentwickeln. So soll es langfristig gelingen, Jugendliche auf Augenhöhe in aktuelle Diskurse einzubeziehen und aktiv mit Expert:innen und Politik ins Gespräch zu bringen.
Die Expansion unserer Lab-Standorte dank der Förderung durch die Deutsche Bahn Stiftung ging auch 2022 weiter: In sieben neuen Städten (Augsburg, Bremerhaven, Moers, Münster, Offenbach, Schwerin und Wülfrath) starteten im Herbst regelmäßige Workshop-Angebote und werden bereits sehr gut nachgefragt.
Davor stand im Frühjahr die Ausschreibung, auf die 19 Bewerbungen eingingen. Es folgte die Auswahl der genannten sieben Standorte, ein Kennenlerntreffen bei uns in Berlin im Mai und dann über den Sommer die konkrete Vorbereitung der Angebote. Dabei setzen wir ganz auf regen Austausch im Lab-Netzwerk: In unseren monatlichen Calls sprechen die alten und die neuen Lab-Leads über Inhalte, Didaktik und alle möglichen organisatorischen Aspekte. Der tägliche Austausch läuft über unsere interne Online-Community.
Weiterhin ist die Trägerschaft der Labs sehr gemischt – mal steckt hinter dem lokalen Lab die Stadtverwaltung selbst, mal sind es Aktive in Stadtlaboren und Hackerspaces. Alle eint, dass sie mit großer Initiative Teil unseres wachsenden Netzwerks geworden sind, worüber wir uns sehr freuen.
In Sachsen wurden die Jugend hackt Labs am 14. Dezember mit dem Sächsischen Digitalpreis ausgezeichnet. Die drei Standorte im Land erhielten den zweiten Platz in der Kategorie „Gesellschaft“. 2022 war endlich auch das Jahr des Jugendbeirats von Jugend hackt. Die Idee gab es schon wesentlich länger, aber seit diesem Jahr gibt es eine Gruppe von Jugendlichen, die sich laufend austauscht und regelmäßig trifft. Im Netzwerk von Jugend hackt, das aus allen Kooperationspartnern besteht, die unsere Events und Labs durchführen, ist der Jugendbeirat die Vertretung von jungen Menschen aus der Community.
Der Jugendbeirat besteht aus jungen Menschen, die das Programm Jugend hackt mitgestalten wollen. Vertreter:innen des Beirats haben 2022 u.a. bei der Auswahl der neuen Lab-Standorte geholfen und sich auf der Konferenz „Beyond Code“ aktiv eingebracht.
Outcome
Mehr als 1.800 Jugendliche haben an unseren Angeboten teilgenommen. Auf den Events haben die Jugendlichen 65 Projekte konzipiert und selbst umgesetzt. Die rund 280 Lab-Angebote wurden gut angenommen, Jugendliche nehmen weiterhin regelmäßig teil und kommen immer wieder. Wir haben es geschafft, eine dauerhafte Online-Community für Jugendliche aufzubauen, in der lebhaft und angeregt diskutiert wird. Die Jugendlichen erfahren Selbstwirksamkeit und übernehmen aktive Rollen im Programm als Mentor:innen auf Events, als Vortragende und Workshopleiter:innen in den Labs und online, als gleichberechtigte Ansprechpartner:innen in inhaltlichen Fragen, als Moderator:in im Community Talk oder indem sie ihre Themen in die Online-Community einbringen.
Impact
Die Jugendlichen werden in ihrer Fähigkeit gestärkt, Dinge selbst zu gestalten und ihr technisches Knowhow mit gesellschaftspolitischem Gestaltungswillen zu verknüpfen. Dabei können sie ihr Selbst- und Weltbild weiterentwickeln und diese neuen Perspektiven auf ihren Alltag übertragen. Dies wirkt sich auf ihre Interaktion sowohl mit Gleichaltrigen als auch mit Erwachsenen aus. Langfristig wirken diese Erfahrungen und Erkenntnisse der Politikverdrossenheit entgegen und führen zu einer reflektierteren und gleichzeitig positiveren Diskussion um unsere digitalen Möglichkeiten. Es entstehen Anstöße und Motivation zur Mitgestaltung des eigenen Umfelds und damit letztlich unserer Gesellschaft. Durch die neu eröffneten Jugend-hackt-Labs haben mehr Jugendliche an mehr Orten niederschwelligen Zugang zu unseren Angeboten. Sie erwerben dort neue Fähigkeiten, geben sie an andere Jugendliche weiter und wenden ihr neues Wissen an. Sie arbeiten eigenständig an Projekten weiter und verbessern dabei ihre Teamfähigkeit.
Evaluation
Innerhalb des Jugend-hackt-Teams überprüfen wir anhand unserer Jahresziele und Meilensteine quartalsweise das Erreichen der Ziele und justieren gegebenenfalls unsere Abläufe. Hierzu kommen wir einmal im Jahr in unserem Team zu einer Klausurtagung zusammen, darüber hinaus führen wir zweimal im Jahr, im Frühjahr und zum Jahresende, ein ➠Netzwerktreffen mit allen Partnerorganisationen durch.
Neben dem Monitoring darüber, wie viele Jugendliche wir online und bei unseren Veranstaltungen erreichen, führen wir regelmäßig Gespräche mit den Jugendlichen, um zu überprüfen, welche Bedarfe und Verbesserungsvorschläge unsere Zielgruppe hat.
Ausblick
In unserem Jubiläumsjahr 2023 wollen wir vor allen Dingen auf Verstetigung und Netzwerkarbeit setzen. An drei weiteren Standorten sollen Jugend-hackt-Labs eröffnet werden. Wir wollen mit 100 Jugendlichen im August auf das große Hacker:innen-Camp des CCC fahren. Die Zahl der Jugend-hackt-Events bleibt konstant. Im September wollen wir das 10-jährige Jubiläum des Programms mit unserer Community feiern.
Wirkungskette
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Das Problem
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Jugendliche erleben eine Welt, die durch Technik geformt wird, die nur von einem kleinen Teil der Gesellschaft gemacht wird.
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Mögliche Ursachen
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Ungleiche Bildungschancen,
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fehlende Sensibilität für Machtstrukturen,
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eine grundlegende gesellschaftliche Technik-Skepsis,
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mangelnde Anerkennung für die Programmierbegeisterung bei Jugendlichen,
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fehlende offene Lernräume mit passenden Angeboten in ihrer Nähe sowie
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der oft noch fehlende Blick für die gesellschaftlichen Chancen der Digitalisierung
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führen dazu, dass
in einer Gesellschaft, deren Möglichkeiten immer stärker von technischen Systemen geformt wird, ein Ungleichgewicht zugunsten der nicht repräsentativen Gruppe herrscht, die diese Systeme entwirft und produziert.
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Lösungsansatz
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Jugend-Hackathons
Jugendliche vernetzen sich mit Gleichgesinnten, arbeiten an digitalen Projekten und setzen sich gleichzeitig mit deren gesellschaftlichen und ethischen Implikationen auseinander.
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Workshops und offene Angebote in Labs
Jugendliche können in ihrer Nähe regelmäßig Gleichgesinnte treffen, neue Fähigkeiten erlernen und ausprobieren und gemeinsam an eigenen Projekten arbeiten.
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Angestrebte Wirkung
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auf Jugendliche, die gerne programmieren oder es lernen wollen
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Jugendliche erweitern ihr Wissen und ihre Reflexions- und Teamfähigkeit,
- vertiefen ihre Problemlösungsfähigkeiten,
- entwickeln eine Sensibilität für Verantwortung/Ethik in der Technik und
- erleben (politische) Selbstwirksamkeit.
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auf Jugendliche, die die in der Technikszene eher unterrepräsentiert sind
- Jugendliche entwickeln Zugehörigkeitsgefühl und ein positives Selbstbild,
- erfahren eine Bestätigung der eigenen Kompetenzen als relevant und erleben ein Umfeld, das sie gleichberechtigt akzeptiert.
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auf die Gesellschaft
Jugendliche vernetzen sich und sind motiviert, sich gesellschaftlich zu engagieren. Es entsteht mehr Beteiligung in Form von digitalem Ehrenamt sowie eine breitere Reflexion über ethische Fragen der Digitalisierung.
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Website
Kapitel 2.13
Prototype Fund
Das Projekt
Der Prototype Fund erforscht und fördert Public-Interest-Tech-Projekte aus der Gesellschaft für die Gesellschaft. Die stetig wachsende Bedeutung von Technologien, Algorithmen und Daten verlangt einen aufgeklärten und selbstbestimmten Umgang der Nutzer:innen mit diesen. Darüber hinaus ist es wichtig, innovative Technologien nicht (nur) im Interesse der Wirtschaftlichkeit zu entwickeln, sondern sie (auch) in den Dienst der Gesellschaft zu stellen. Deswegen sind mehr als gute, anwendungsfreundliche Werkzeuge nötig – wir brauchen auch nachhaltige technische und kommunikative Infrastrukturen, die dazu beitragen, Bürger:innen- und Freiheitsrechte zu wahren. 2016 hat die OKF daher zusammen mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung den Prototype Fund als speziellen Förderfond ins Leben gerufen, der sich an Einzelpersonen und kleine Teams richtet, die auf Basis konkreter Bedürfnisse Open-Source-Software entwickeln – andere können an den Ergebnissen teilhaben und sie weiterverwerten.
Was ist 2022 passiert?
Ressourcen
Laufzeit
Das Projekt startete im Mai 2016 und läuft bis April 2025.
Budget
2022
Einnahmen: 387.942 €
Ausgaben: 397.013 €
davon Personalausgaben: 259.720 €
davon Sachausgaben: 137.293 €
2021
Einnahmen: 392.062 €
Ausgaben: 395.244 €
davon Personalausgaben: 291.351 €
davon Sachausgaben: 103.892 €
Personal
Projektleitung: Patricia Leu, Marie Gutbub
Begleitforschung: Claudia Jach
Projektmanagement: Marie Gutbub, Patricia Leu
Kommunikation: Patricia Leu, Joram Schwartzmann
Studentische Hilfskraft und Projektbetreuung: Francesca Giacco, Studentische Hilfskraft und Kommunikation: Felizitas Fauther
Controlling: Petra Bálint
technische Administration: Gregor Gilka
Förderung
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Projektträger ist das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt.
inhaltliche Schwerpunkte
Wie bereits in den Jahren zuvor, fanden im Jahr 2022 zwei themenoffene Förderrunden statt. Neben der Rückkehr zu Veranstaltungen in Präsenz lag der Fokus auf der Entwicklung neuer Formate zum Wissensmanagement und der Vernetzung mit internationalen Partnerorganisationen. Außerdem wurden im Rahmen der Begleitforschung zwei Trendberichte zu aktuellen Themen verfasst.
Output
Die Pandemie machte es 2020 notwendig, Veranstaltungsformate zu überarbeiten. Zu Beginn des Jahres 2022 wurde das erprobte Format der ➠digitalen Demo Week anstelle eines typischen Demo Days in Präsenz fortgesetzt. Vom 28.02.2022 bis zum 04.03.2022 stellten die Projekte der 10. Förderrunde ihre Ergebnisse vor. Dazu wurde die zuvor aufgebaute Infrastruktur genutzt, um Geförderten Raum für Videos, Blogposts oder Live-Demos zu geben. Eine Auftaktveranstaltung mit Livestream stimmte die 29 Projekte der Förderrunde auf die Demo Week ein, in deren Verlauf alle Projekte ihre Ergebnisse zeigten. Ein breites Publikum konnte so die Prototypen virtuell erleben.
Am 1. März 2022 fand der digitale Kick-Off-Workshop der ➠11. Förderrunde statt. Die 24 Förderprojekte wurden durch das Team des Prototype Fund, Vertreter:innen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, das den Prototype Fund als Projektträger gemeinsam mit der OKF betreut, und die Moderator:innen der Coachingfirma zero360 auf die anstehende Umsetzungsphase vorbereitet.
Parallel dazu fand die Bewerbungsphase für die 12. Förderrunde vom 1. Februar bis zum 31. März statt. Bewerber:innen konnten Projekte zu den vier Fördersäulen Civic Tech, Data Literacy, Software-Infrastruktur und Datensicherheit einreichen. Der begleitende Trendreport untersuchte, wie Public-Interest-Technologien zu mehr Datensicherheit beitragen können. Für die 12. Förderrunde gingen 171 gültige Bewerbungen ein, davon wurden 57 % von Teams eingereicht. Einige Themenkomplexe waren überdurchschnittlich häufig vertreten, darunter Softwarelösungen zu Mobilität, Nachhaltigkeit, humanitärer Hilfe, Freiwilligenmanagement und IT-Bildung.
Am 31. August 2022 fand der erste ➠Demo Day seit dem Beginn der Corona-Pandemie in Präsenz statt. Rund 140 Teilnehmer:innen kamen im bUm in Berlin zusammen und erlebten die Ergebnisse der 24 Projekte der 11. Förderphase in der Form von Vorträgen, thematischen Panels und Live-Demos. Zusätzlich wurde den Teilnehmer:innnen eine Keynote von Sonja Köhne, Assoziierte Doktorandin am Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft und Research Fellow der Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft im Bundesministerium für Arbeit und Soziales geboten. Sie sprach über People-Analytics-Technologien, deren Chancen, Risiken und Gestaltungsmöglichkeiten im Sinne der Beschäftigten. Die Veranstaltung wurde durch Beiträge in sozialen Medien und in der Form eines ➠professionellen Videos dokumentiert.
Die Kick-Off-Veranstaltung zur ➠12. Förderrunde fand am 1. September 2022 in Berlin statt. Dort bereiteten das Team Prototype Fund, Vertreter:innen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und den Moderator:innen der Coachingfirma zero360 die 21 Projekte auf die anstehende Umsetzungsphase vor.
Die Bewerbungsphase für die 13. Förderrunde lief vom 1. August bis zum 30. September. In dieser Zeit gingen 150 gültige Bewerbungen ein, von denen 51 % von Teams eingereicht wurden. Zentrale Themen, die besonders häufig genannt wurden, waren Softwarelösungen für den Fachkräftemangel, Jugendbildung, Transport, Künstliche Intelligenz, und Barrierefreiheit. Die Einreichungen ordneten sich wie folgt den thematischen Schwerpunkten zu: 52 % zählten zu Civic Tech, 29 % zu Software-Infrastruktur, 16 % zu Data Literacy und 3 % zu Datensicherheit.
Der im Jahr 2020 gestartete ➠Public Interest Podcast veröffentlichte eine neue Staffel, diesmal zum Thema Public Interest Tech und Nachhaltigkeit. Passend dazu war ein Teil des Teams Prototype Fund in die Organisation der ➠Bits & Bäume-Konferenz in Berlin eingebunden, auf der Open Source Software und Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle spielten. Darüber hinaus wurden eine Reihe von ➠Gastbeiträgen aus der Community zu Public Interest Tech auf dem Blog des Prototype Fund veröffentlicht. Außerdem verstärkten wir den internationalen Erfahrungsaustausch mit anderen Fördermittelgebern.
Outcome
Ziel des Prototype Fund ist es, durch die Förderung von Softwareprojekten im Gemeininteresse das gesellschaftliche Potenzial von Technologie zu stärken. Die Geförderten können neue Kompetenzen (z. B. in den Bereichen UX-/UI-Design, Security, Projekt- oder Teammanagement etc.) entwickeln. Außerdem haben sie die Möglichkeit, eine Community aus Open-Source-Entwickler:innen aufzubauen oder zu stärken, die ihre Fähigkeiten und Ressourcen in den Dienst der Gesellschaft stellt. Das Programm zeigt, wie eine niedrigschwellige Projektförderung funktionieren kann. Häufig forschen und arbeiten Menschen in diesem Bereich ehrenamtlich und/oder in ihrer Freizeit und werden von klassischen öffentlichen Fördermaßnahmen nicht erreicht, da sich diese in der Regel an Unternehmen, Forschungseinrichtungen oder andere Institutionen richten. Ein großer Teil des digitalen Ehrenamts wird jedoch von Einzelpersonen und kleinen interdisziplinären Teams geleistet. Weil diese durch Förderprogramme oft nicht erreicht werden, können sie ihre Projekte nicht immer konzentriert verfolgen und ihr volles Innovationspotenzial entfalten. Damit überlassen wir als Gesellschaft digitale Angebote den großen Konzernen und profitorientierter Forschung, fördern das Sammeln teilweise kritischer Daten und erhalten proprietäre statt offener Lösungen. Der Bedarf an Alternativen ist entsprechend groß.
Der Prototype Fund dient als Vorbild für andere Förderprogramme. Der im Jahr 2020 gegründete ➠Prototype Fund Schweiz hat beispielsweise bereits drei erfolgreiche Förderrunden durchlaufen. Der deutsche ➠Prototype Fund Hardware, ebenfalls unter dem Dach der OKF, unterstützt als Pilotprojekt die Entwicklung von freier Hardware. Der ➠Sovereign Tech Fund (gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und im Jahr 2022 gegründet) schließt die Lücke der langfristigen Finanzierung von freier Software und fördert den Erhalt von digitaler Infrastruktur.
Impact
Durch den Prototype Fund können Technologien nutzer:innenfreundlich und sicher entwickelt werden. Soziales Engagement von freien Softwareentwickler:innen wird nachhaltiger unterstützt. Hürden in der deutschen Förderlandschaft werden abgebaut und auch für das digitale Ehrenamt geöffnet, denn der Prototype Fund fördert Civic-Tech-Projekte und kleine Teams sowie technische Infrastruktur – mit gesellschaftlichen, nicht wirtschaftlichen Interessen an erster Stelle.
Mit internationalen Förderern haben wir Erfahrungen zu Themen wie Diversität, Förderstrukturen und nachhaltiger Unterstützung von Open-Source-Projekten ausgetauscht. Besonders eng war der Austausch mit dem Prototype Fund Schweiz. Dieser startete 2022 seine dritte Förderphase für innovative Open-Source-Projekte, welche die demokratische Partizipation in der Schweiz durch digitale Lösungen stärken.
Evaluation
Als Forschungsprojekt untersucht der Prototype Fund, wie öffentliche Förderprogramme niedrigschwellig gestaltet und so für neue Zielgruppen zugänglich gemacht werden können. Für die Beantwortung dieser Frage findet eine kontinuierliche Evaluation aller Förderrunden statt. Deren Ergebnisse in Bezug auf Outreach-Maßnahmen, den Bewerbungs- und Auswahlprozess sowie die Umsetzungsphase werden in zweimal jährlich erscheinenden Evaluationsberichten aufbereitet und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Die Ergebnisse dienen als Grundlage dafür, den Prototype Fund von Runde zu Runde zu verbessern. Überarbeitet wurden im Jahr 2022 insbesondere die Informationsangebote des Prototype Fund: Neben einer Knowledge Base, auf der Geförderte, Alumni und andere Entwickler:innen Erfahrungen und Wissen zum Thema Open-Source-Softwareentwicklung sammeln können, hat der Prototype Fund ein eigenes Wiki erstellt. Dort finden Geförderte alle wichtigen Informationen zum Ablauf der Förderung und können diese selbst weiter ergänzen.
Ausblick
Das Programm legt besonderen Wert darauf, mit jedem Call neue Zielgruppen anzusprechen und die Gruppe der Bewerber:innen weiter zu diversifizieren. Ein wichtiges Ziel für die Zukunft ist, die Geförderten verstärkt dabei zu unterstützen, ihre Projekte auch über die Förderzeit hinaus nachhaltig erfolgreich zu machen.
Wirkungskette
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Das Problem
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Digitale Innovation nutzt häufig nur wenigen und nicht der breiten Gesellschaft.
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Technologien im Interesse des Gemeinwohls erhalten wenig finanzielle Förderung.
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Mögliche Ursachen
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Mangelnde Ressourcen,
Digitales Ehrenamt ist ressourcenintensiv, wird jedoch kaum gesehen, anerkannt oder finanziert. Das Entwickeln neuer Technologien erfolgt deshalb oft im Interesse von Wirtschaftlichkeit oder Datenverwertbarkeit.
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fehlende Netzwerke
Es gibt für gemeinwohlorientierte Technologieentwicklung kaum Netzwerke, die sich für eine Verbesserung der Situation einsetzen können.
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und die Dominanz großer Unternehmen
Welche technologischen Innovationen gefördert werden, bestimmen derzeit große internationale Konzerne oder Kapitalgeber. Dabei liegt oftmals die Expertise darüber, welche Entwicklungen wirklich benötigt werden oder welche Innovationen der Skalierung bedürfen, in der Gesellschaft – diese wird aber nicht einbezogen und zu wenig gefördert.
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führen dazu, dass
digitale Innovation im Dienst der Gesellschaft in Deutschland kaum stattfindet.
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Lösungsansatz
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niedrigschwellige Förderung,
Mit einem einfachen Bewerbungsprozess und einem niedrigschwelligen Förderverfahren zeigen wir, dass die Förderung digitaler Innovationen aus der Gesellschaft möglich und wünschenswert ist.
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Kompetenzaufbau
Coachings in den Bereichen User Experience/User Interface, Security, Projektmanagement, Unternehmensgründung sowie zu freien Themen vermitteln der Open-Source-Community Wissen, das auch bei der Umsetzung weiterer Projekte nützlich sein kann.
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und Sichtbarkeit
(Kleine) Projekte und Prototypen erhalten durch die finanzielle Förderung des BMBF mehr Sichtbarkeit – über die Website des Prototype Fund, Medien, Konferenzen und andere Veranstaltungen sowie aktive Vernetzungsarbeit.
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Angestrebte Wirkung
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auf Förder:innen,
Mehr Fördermittel werden Einzelpersonen und kleinen Teams mit niedrigschwelligen Verfahren bereitgestellt.
Die Bereitschaft, prototypische Projekte mit kleineren Summen zu fördern, steigt.
Das Programm bekommt eine Vorbildwirkung für weitere künftige Förderprogramme.
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auf Entwickler:innen,
Innovative Ideen werden schneller getestet und Förderungen werden als realistische Möglichkeit angesehen, Projekte umzusetzen.
Open Source, User Experience Design und Public Interest Tech werden als Konzepte weiterverbreitet.
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auf die Gesellschaft
Digitales Ehrenamt und die digitale Zivilgesellschaft als Ganzes erfährt mehr Beachtung und Anerkennung.
Es entstehen mehr Tools, Angebote und Infrastruktur für eine souveräne, digital handlungsfähige und informierte Gesellschaft.
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Website
Kapitel 2.14
Prototype Fund Hardware
Das Projekt
Der Prototype Fund Hardware fördert reparierbare, nachvollziehbare und reproduzierbare Hardware, die im öffentlichen Interesse steht. Ziel des Funds ist es, 1. aktive Akteur:innen der Open-Hardware-Szene zu vernetzen und finanziell zu unterstützen; 2. die Potenziale von Open Hardware für eine Circular Society zu untersuchen; und 3. Open Hardware und die Menschen dahinter sichtbar zu machen. Das Programm ist im Juni 2021 aus dem Forschungsprojekt MoFab hervorgegangen.
Was ist 2021 passiert?
Ressourcen
Laufzeit
Das Projekt startete im Juni 2021 und läuft bis Mai 2023. An der Weiterführung wird gearbeitet.
Budget
2022
Einnahmen: 84.806 €
Ausgaben: 104.172 €
davon Personalausgaben: 94.652 €
davon Sachausgaben: 9.520 €
2021
Einnahmen: 46.814 €
Ausgaben: 47.525 €
davon Personalausgaben: 46.858 €
davon Sachausgaben: 667 €
Personal
Projektleitung: Maximilian Voigt
Projektmanagement: Dr. Daniel Wessolek
ehrenamtliche Arbeit
monatliche Netzwerk-Treffen
Partner:innen
Arbeiterwohlfahrt Brandenburg Süd, Universität Potsdam, Wissenschaftsladen Potsdam
Förderung
Bundesministerium für Bildung und Forschung (WIR! – Wandel durch Innovation in der Region)
Inhaltliche Schwerpunkte
Zur Unterstützung der sechs Projekte und auch für zukünftige Fördermaßnahmen wurde ein Dokumentationsleitfaden erstellt. Dieser soll Open-Hardware-Projekten helfen, ihre Entwicklungen so zu dokumentieren, dass sie die Kriterien der Offenheit (Open Definition) erfüllen und die Partizipation einer Community ermöglichen. Parallel dazu wurden aktive Entwickler:innen von Open Hardware interviewt, um dem Thema zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen.
Ausblick
Im letzten Projektjahr präsentieren die Hardware-Projekte ihre Ergebnisse. Außerdem werden die Erkenntnisse aus der ersten Runde ausgewertet, um Handlungsempfehlungen für die Weiterentwicklung des Funds abzuleiten. Der Fokus der Arbeit wird auch darauf liegen, ein langfristiges Finanzierungsmodell für das Förderprogramm zu entwickeln.
Website
Kapitel 2.15
Bits & Bäume
Das Projekt
Bits & Bäume ist eine Bewegung, in der technologische Entwicklungen und das Ziel einer ökologisch und sozial nachhaltigen Zukunft zusammengedacht werden. Bits & Bäume war 2018 als Konferenz für Digitalisierung und Nachhaltigkeit entstanden, aus der heraus diverse Projekte und Kooperationen erwachsen sind. Es hat sich eine Bits & Bäume-Community entwickelt, die sich online oder in Städten wie Berlin, Dresden oder Hannover trifft, um eine nachhaltige Digitalisierung und die Unterstützung ökologischer, demokratischer und sozial nachhaltiger Ziele durch Technologien voranzubringen. 2022 wurde zum zweiten Mal eine große B&B-Konferenz organisiert. Die OKF war von 2017 bis 2022 Teil des Trägerkreises.
Was ist 2021 passiert?
Ressourcen
Laufzeit
Das Projekt läuft seit 2017. Die OKF beteiligte sich im Projekt von 2017 bis 2022.
Budget
2022
Einnahmen: 24.997€
Ausgaben: 24.997€
davon Personalausgaben: 24.997€
davon Sachausgaben: 0€
Personal
Projektkoordination: Claudia Jach (insb. politische Forderungen, Konferenzprogramm und Vertretung der OKF im Trägerkreis)
Policy Arbeit: Henriette Litta
Partner:innen
Trägerkreis: Brot für die Welt, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Chaos Computer Club, Deutscher Naturschutzring, Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung, Free Software Foundation Europe, Germanwatch, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung, Konzeptwerk Neue Ökonomie, Technische Universität Berlin, Weizenbaum Institut, ver.di
Förderung
[hier nur mit Anteilen für die OKF] Bundesministerium für Umwelt und Verbraucherschutz
Inhaltliche Schwerpunkte
Die Konferenz „Bits & Bäume reloaded“ fand vom 30.09. bis zum 02.10.2022 in Berlin statt. Unglaubliche 2.500 Teilnehmer:innen forderten mehr Mitsprache bei der Gestaltung politischer Strategien zur Digitalisierung. Auf Einladung von 13 Organisationen aus Umwelt-, Klima- und Naturschutz, Digitalpolitik, Entwicklungszusammenarbeit und Wissenschaft trafen sich Wissenschaftler:innen, Aktivist:innen und Politiker:innen, um politische Forderungen und Handlungsansätze für eine nachhaltige Digitalisierung zu diskutieren. In Zeiten von Klima-, Energie- und staatlicher Vertrauenskrise müssten digitale Technologien vor allem dem sozial-ökologischen Wandel dienen, anstatt durch explodierenden Energiebedarf und Ressourcenverbrauch und immer mehr Überwachung die Krisen weiter anzuheizen, so der Appell der Konferenz. Mit mehr als 60 Forderungen für eine gerechte und demokratische Digitalisierung innerhalb planetarer Grenzen präsentierten die Veranstalter einen Gegenentwurf zur Digitalstrategie der Bundesregierung. Bei der Entwicklung politischer Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Digitalisierung müssten umwelt- und netzpolitische Akteur:innen in laufende Strategieprozesse viel stärker eingebunden werden. „Die Konferenz ‚Bits & Bäume‘ zeigt den Beitrag, den die Zivilgesellschaft bei der Lösung großer gesellschaftlicher Fragen leistet. Werte wie voneinander Lernen und eine ganzheitliche Perspektive sind für politisches Handeln unerlässlich. Die Politik täte gut daran, bei der Gestaltung einer nachhaltigen Digitalisierung auf die fachliche Expertise zivilgesellschaftlicher Akteur:innen zu setzen“, sagt Dr. Henriette Litta, Geschäftsführerin der Open Knowledge Foundation Deutschland.
Mitschnitte der Panels, Fotomaterial und weiterführende Infos sind auf der Website von B&B zu finden.
Ausblick
Im Nachgang der Konferenz intensivierten sich Überlegungen, eine Koordinationsstelle einzurichten, damit die Bewegung weiterwachsen und sich verstetigen kann. Durch sie können regionale Initiativen und Organisationen im Netzwerk noch besser unterstützt und die Einbindung ihrer Ziele in politische Prozesse gefördert werden. Die Verstetigung von „Bits & Bäume“ ist notwendig, damit es im politischen und öffentlichen Diskurs neben den allgegenwärtigen kurzfristigen Eigeninteressen von Konzernen und Regierungen eine starke Stimme für eine nachhaltige Gestaltung der Digitalisierung gibt. Die OKF wird sich ab 2023 zunächst nicht mehr im Trägerkreis engagieren.
Website
Kapitel 2.16
Bündnis F5
Das Projekt
Zusammen mit den Organisationen AlgorithmWatch, der Gesellschaft für Freiheitsrechte, Reporter Ohne Grenzen und Wikimedia Deutschland haben wir 2021 das Bündnis F5 gegründet. Damit wollen wir unsere Wirkung jeweils gegenseitig verstärken und politische Forderungen gebündelt einbringen. Kern des Bündnisses ist ein parlamentarisches Format im Bundestag, um Wissen aus der digitalen Zivilgesellschaft ins Parlament zu bringen und diese Expertise sichtbarer zu machen.
Was ist 2021 passiert?
Ressourcen
Laufzeit
Das Netzwerk besteht seit 2021.
Personal
Henriette Litta und Christina Willems koordinieren die Aktivitäten.
Partner:innen
AlgorithmWatch, Gesellschaft für Freiheitsrechte, Reporter Ohne Grenzen und Wikimedia Deutschland
Förderung
Stiftung Mercator
Inhaltliche Schwerpunkte
Im Jahr 2022 haben wir vier parlamentarische Frühstücke mit dem Digitalausschuss des Bundestages durchgeführt. Die Themen reichten vom Digital Services Act, dem Transparenzgesetz, Open Data, Gewaltschutz im Internet bis zur Chatkontrolle. Wir setzten uns für eine demokratische, offene, inklusive und transparente Digitalpolitik ein und fordern die strukturelle Einbindung, gleichberechtigte Teilnahme und aktive Mitgestaltung der Zivilgesellschaft.
Ausblick
Unser regelmäßiges und bereits etabliertes Format eines parlamentarischen Frühstücks setzten wir fort. Zudem werden wir unsere Aktivitäten auf die exekutive Ebene ausweiten und unsere Website überarbeiten.
Website
Kapitel 2.17
Offene Verwaltungsdaten
Das Projekt
Open Data in Verwaltungen ist ein Kernthema der OKF. Mit diesem Projekt möchten wir Initiativen zur Datenbereitstellung von Behörden zivilgesellschaftlich begleiten und voranbringen. Im Zusammenspiel mit unserer Community wollen wir Knowhow, Gelingensbedingungen und Umsetzungsstrategien bündeln und verfügbar machen. Gleichzeitig setzen wir uns für bessere gesetzliche Rahmenbedingungen für Open Data ein. Neben der nach außen wirkenden Nachvollziehbarkeit staatlichen Handelns steht der Mehrwert offener Daten für interne Verwaltungsabläufe im Zentrum.
Was ist 2021 passiert?
Ressourcen
Laufzeit
Das Projekt läuft seit Oktober 2022.
Budget:
2022
Einnahmen: 18.751 €
Ausgaben: 18.751 €
davon Personalausgaben: 16.139 €
davon Sachausgaben: 2.612 €
Personal
Projektkoordination: Dénes Jäger
Projektmanagement: Christina Willems
Policy-Unterstützung: Henriette Litta
Förderung
Stiftung Mercator
Inhaltliche Schwerpunkte
Gemeinsam mit FragDenStaat, Mehr Demokratie, Transparency International und weiteren Akteur:innen aus der Zivilgesellschaft wurde ein Entwurf für ein Transparenzgesetz im Bund erstellt und dem CIO der Bundesregierung Markus Richter übergeben. Weiterhin erfolgten Vorbereitungen für den Projektstart 2023.
Ausblick
2023 sollen die Grundlagen für das Projekt gelegt werden. Von zentraler Bedeutung ist die Einrichtung eines Knowledge Hubs auf der Website der OKF, der als Wissensspeicher für alle Initiativen rund um den Komplex Open Data im Rahmen des Projekts dienen soll. Kommunen sollen hier Informationen zu Gelingensbedingungen und weiterführendes Material finden, die Community ihre Erfahrungen über Fallstricke teilen. Auf Policy-Ebene möchten wir die Gesetzeslage zu Open Data in den Bundesländern vergleichen und visualisieren.
Website
Kapitel 2.18
EITI - Extractive Industries Transparency Intitiative
Das Projekt
Die globale „Initiative für Transparenz im rohstoffgewinnenden Sektor“ (Extractive Industries Transparency Initiative – EITI) setzt sich für mehr Finanztransparenz und Rechenschaftspflicht im Rohstoffsektor ein. Die 2003 gegründete Initiative entstand im Rahmen des Nachhaltigkeitsgipfels 2002 im südafrikanischen Johannesburg und basiert auf einer engen Zusammenarbeit von Regierungen, Unternehmen und Zivilgesellschaften in mittlerweile über 50 Ländern. Diese legen Informationen über Steuerzahlungen, Lizenzen, Fördermengen und andere wichtige Daten rund um die Förderung von Öl, Gas und mineralischen Rohstoffen offen. Die OKF ist Mitglied der nationalen ➠Multi-Stakeholder-Gruppe für Deutschland (D-EITI), bestehend aus Akteur:innen aus Regierung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Sie wird von der Bundesregierung für einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren berufen. Aufgabe der Gruppe ist die Steuerung und Kontrolle der Umsetzung der deutschen EITI-Ziele (D-EITI). Dazu gehören unter anderem die Abnahme von Arbeitsplänen und Fortschrittsberichten.
Was ist 2021 passiert?
Ressourcen
Laufzeit
Das Projekt läuft seit 2014.
Budget
2022
Einnahmen: 29.952€
Ausgaben: 29.952€
davon Personalausgaben: 28.800€
davon Sachausgaben: 1.072€
Personal
Projektleitung: Walter Palmetshofer
Partner:innen
Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft, Forum Umwelt und Entwicklung, Transparency Deutschland
Förderung
Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit
Inhaltliche Schwerpunkte
2022 brachte aufgrund des Angriffskriegs auf die Ukraine eine thematische Verschiebung zum Thema Rohstoffversorgungssicherheit von mineralischen Stoffen. Der Arbeitsfokus lag auf der Finalisierung und Veröffentlichung des 4. D-EITI-Berichts. Die internationalen Vernetzungsaktivitäten fanden größtenteils nur digital statt.
Ausblick
Als Themen für 2023 stehen die Erarbeitung des 5. D-EITI-Berichts und die strategische Ausrichtung von D-EITI an. Anlässlich von 20 Jahren EITI im Jahr 2023 steht eine weitere Vernetzung mit internationalen Partnern an.
Website
Kapitel 2.19
Farm Subsidy
Das Projekt
Die Europäische Union stellt jährlich rund 55 Milliarden Euro für Agrarsubventionen zur Verfügung. Auf farmsubsidy.org wird transparent, wer das Geld erhält. FarmSubsidy erleichtert den Zugang zu Informationen darüber, wie die EU ihre Subventionen im Rahmen der Agrarpolitik ausgibt. Ziel ist es, detaillierte Auskunft über Zahlungen und Empfänger:innen von Agrarsubventionen in jedem EU-Mitgliedstaat zu erhalten und diese Daten in einer für die europäischen Bürger:innen nützlichen Weise zur Verfügung zu stellen. 2017 haben wir das Projekt auf ehrenamtlicher Basis von journalismfund.eu übernommen, um dessen Fortbestand zu garantieren. Seither obliegt uns die Bereinigung, Zusammenstellung und Visualisierung der erhaltenen Daten. Zudem geben wir Schulungen und stellen Analysen zu den Daten zur Verfügung. Die Archivierung und der Zugang zu den Daten hilft Journalist:innen, NGOs und Politiker:innen, diesen großen Anteil am EU-Haushalt besser zu verstehen.
Was ist 2021 passiert?
Ressourcen
Laufzeit
Das Projekt läuft seit 2017.
ehrenamtliche Arbeit
Ehrenamtliche Arbeitszeit von Stefan Wehrmeyer und Simon Wörpel: ca.120 Stunden im Jahr
Förderung
5.000 Euro von Arena for Journalism in Europe
Inhaltliche Schwerpunkte
2022 hat sich einiges getan. Wir haben nicht nur einen Relaunch der Webseite vollzogen, sondern auch die Daten in Kooperation mit europaweiten Medienpartnern analysiert und die Ergebnisse gemeinsam im Dezember 2022 publiziert. FragDenStaat hat dafür den Lead übernommen.
Relaunch der Webseite Gemeinsam mit dem Datenjournalist Simon Wörpel haben wir die Webseite neu konzipiert. Die Daten der letzten beiden Jahre sind nun leichter durchsuchbar und besser sortiert. Leider ist es uns aufgrund von juristischen Grenzen nicht möglich, alle Daten, die wir jemals gesammelt haben, zu veröffentlichen. Was jedoch im rechtlichen Rahmen ist, dass wir Journalist:innen, Wissenschaftler:innen und Aktivist:innen, nachdem sie eine Datennutzungsvereinbarung unterschrieben haben, den vollen Zugang gewähren. Dies wird sehr gut angenommen. Bisher gab es mehr als 30 Zusendungen der Datennutzungsvereinbarung und daraus resultierende veröffentlichte Recherchen. Europaweite Kooperation mit Journalist:innen In Zusammenarbeit mit WDR, NDR, Süddeutsche Zeitung, Correctiv, Der Standard, IrpiMedia, Reporter.lu, Reporters United, Expresso, Follow The Money und Gazeta Wyborcza analysierte FragDenStaat die Daten und veröffentlichte am 1. Dezember 2022 um 18:00 Uhr gemeinsame Beiträge. Hier ein Auszug der Veröffentlichungen:
- Süddeutsche Zeitung, NDR und WDR haben herausgefunden, dass mehrere Betriebe, die wegen Tierquälerei angeklagt und verurteilt wurden, immer noch Subventionen erhalten. Außerdem untersuchten sie, wie Großunternehmen und ehemals staatliche Agrarbetriebe von den aktuellen Subventionsregelungen profitieren.
- Follow The Money berichtet für die Niederlande, dass vor allem wohlhabende Landwirte und Großgrundbesitzer davon profitieren und dass die Subventionen nicht zu einer umweltfreundlicheren Produktion beitragen.
- Der Standard hat festgestellt, dass der Versuch, die GAP-Zahlungen umzuverteilen, erheblich verwässert wurde. Während die neue GAP eine Obergrenze von 100.000 € für die flächenbezogenen Zahlungen einführt, dürfen Großempfänger nun Beschäftigungskosten aufschlagen und erhalten möglicherweise weiterhin ähnliche Mittel wie zuvor.
- Correctiv zeigt, wer zu den 100 größten deutschen Empfängern öffentlicher Gelder in den letzten acht Jahren gehört. Die Südzucker AG und der Molkereiriese FrieslandCampina mit seinen bekannten Marken wie Landliebe und Chocomel erhalten europaweit zweistellige Millionenbeträge aus dem Agrarhaushalt der EU.
Website
Kapitel 2.2
Open Government Netzwerk
Das Projekt
Das Open Government Netzwerk koordiniert die zivilgesellschaftliche Beteiligung im Rahmen der Open Government Partnership. Das Netzwerk wurde 2011 mit dem Ziel der aktiven Mitwirkung Deutschlands in der Open Government Partnership (OGP) gegründet. Die Koordinierungsstelle der Zivilgesellschaft wird von der OKF geleitet. Das Netzwerk setzt sich für offenes, transparentes, partizipatives und kooperatives Regierungs- und Verwaltungshandeln in Deutschland ein und nutzt den OGP-Prozess, um zivilgesellschaftliche Interessen zu verbreiten.
Was ist 2021 passiert?
Ressourcen
Laufzeit
Das Projekt läuft seit 2011.
Personal
Projektleitung: Walter Palmetshofer
ehrenamtliche Arbeit
monatliche Netzwerkcalls
Partner:innen
➠Liste der Netzwerk Mitglieder: Stiftung Neue Verantwortung, Transparency International Deutschland e. V., Bundesnetz Bürgerschaftliches Engagement, Stiftung Mitarbeit, fsfe, Offene Kommunen NRW, Politics for Tomorrow, Humboldt-Viadrina Governance Platform, Gesellschaft für Informatik, Stiftung Datenschutz, MFG Baden-Württemberg, Bertelsmann Stiftung, openPetition, FixMyBerlin, whistleblower Netzwerk e. V., Liquid Democracy, Berlin Institut für Partizipation, correlaid, Körber Stiftung, The Democratic Society, wechange, greennet project, netzwerk-n, Sozialhelden.
Förderung
keine
Inhaltliche Schwerpunkte
Das Jahr 2022 stand ganz im Zeichen des ➠dritten Nationalen Aktionsplans (NAP). Positiv am dritten Nationalen Aktionsplan ist vor allem, dass auch weiterhin Bundesländer mit einbezogen werden und somit Open Government in Deutschland in die Fläche bringen soll. Ein weiterer Schwerpunkt war die Policy-Arbeit zur Verankerung des Begriffs OGP und des Nationalen Aktionsplans sowie die Erweiterung des Netzwerks
Website
https://opengovpartnership.de/
Die Verpflichtungen der Bundesregierung lassen bisher weiterhin Ambitionen vermissen, Open Government in großem Umfang und auch regional umzusetzen. Hier sind 2023 mehr Führung der Politik zum Thema und mehr Druck aus der Zivilgesellschaft nötig, um den vierten Nationalen Aktionsplan erfolgreich zu planen und OGP regional zu stärken. Das Netzwerk wird den Entstehungsprozess aktiv mit einem mehrstufigen Verfahren zum Vorschlagen von Verpflichtungen begleiten sowie regelmäßigen Austausch mit dem zuständigen Referat im Bundeskanzleramt koordinieren. 2023 findet zudem die Wahl der Strategiegruppe statt. Es wird eine Ausweitung der Themenschwerpunkte um z. B. die Klimakrise angestrebt, ebenso ist ein Vernetzungstreffen mit nördlichen OGP-Mitgliedsgruppen ist geplant.
Kapitel 2.21
Volksentscheid Transparenz
Das Projekt
Mit der Kampagne „Volksentscheid Transparenz“ soll ein Gesetz für Berlin durchgesetzt werden, das Verwaltungen zu Transparenz verpflichtet. Im Koalitionsvertrag haben die Regierungsparteien vereinbart, das Berliner Informationsfreiheitsgesetz zu einem Transparenzgesetz weiterzuentwickeln. Statt zu warten, bis die Koalition einen Entwurf vorlegt, haben wir gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen Partner:innen einen eigenen Vorschlag geschrieben. Unser Transparenzgesetz würde Senat, Behörden und öffentliche Unternehmen verpflichten, für die Öffentlichkeit wichtige Informationen offenzulegen.
Was ist 2021 passiert?
Ressourcen
Laufzeit
Das Projekt läuft seit Sommer 2018.
Personal
Arne Semsrott, Lea Pfau, Hannah Vos, Stefan Wehrmeyer
ehrenamtliche Arbeit
Zahlreiche Ehrenamtliche
Partner:innen
Mehr Demokratie
Förderung
Spenden
Inhaltliche Schwerpunkte
- Nachdem wir im Jahr 2019 insgesamt 32.827 Unterschriften für den Antrag auf ein Volksbegehren gesammelt und dem Berliner Senat übergeben hatten, brauchte die Innenverwaltung fast zwei Jahre für die Zulässigkeitsprüfung. Aufgrund der Verzögerung konnte die Abstimmung über ein Volksbegehren nicht wie ursprünglich geplant zeitgleich mit der Bundestagswahl stattfinden.
- Die rot-grün-rote Regierung versprach erneut im Koalitionsvertrag, noch 2022 ein „Transparenzgesetz nach Hamburger Vorbild“ einzuführen. Ein entsprechender Entwurf sollte im Dezember 2022 vorgestellt und in einer Anhörung im Digitalausschuss, zu der wir als Sachverständige eingeladen waren, diskutiert werden. Die SPD sagte die Anhörung jedoch kurzfristig ab.
- Netzpolitik.org veröffentlichte den Gesetzentwurf der Koalition, der zwar hinter unseren Forderungen zurückbleibt, aber einen guten Kompromiss dargestellt hätte.
- Durch die Blockade der SPD wird das Transparenzgesetz in Berlin weiter verzögert.
- Über 40 zivilgesellschaftliche Organisationen unterstützen den Volksentscheid Transparenz.
Website
https://volksentscheid-transparenz.de
Die ungewöhnlich lange Zulässigkeitsprüfung und die andauernde Corona-Pandemie hätten die reguläre Fortführung des Volksbegehrens extrem erschwert. Wir haben uns daher entschieden, nicht in die zweite Stufe zu gehen. Insbesondere in Anbetracht der Wiederholungswahl 2023 und der Neubesetzung des Postens der Berliner Informationsfreiheitsbeauftragten durch Meike Kamp ist das Thema Transparenzgesetz jedoch nach wie vor auf der politischen Tagesordnung. Wir führen weiter Gespräche mit der Koalition und üben öffentlichen Druck aus, um unsere Forderungen auf diesem Wege umzusetzen und so schließlich ein fortschrittliches Transparenzgesetz für Berlin zu erwirken.
Kapitel 2.22
Rette deinen Nahverkehr
Das Projekt
RetteDeinenNahverkehr entstand 2017 bei den Future Mobility Days in Nürnberg als Werkzeug für Aktivist:innen vor Ort, sich für mehr freie Fahrplandatensätze in offenen Formaten einzusetzen. Seit Ende 2019 sind die Verbünde eigentlich durch EU-Verordnung dazu verpflichtet, diese Informationen bereitzustellen. Dennoch werden offene Fahrplandaten immer noch vernachlässigt: Sie liegen selten in guter Qualität vor, werden bei Fahrplanänderungen „vergessen“, oder landen über den Nationalen Zugangspunkt mit qualitativen Mängeln hinter einer Registrierungsschranke. Dabei sind offene, maschinenlesbare Fahrplandaten der Schlüssel zu intermodalem Routing, aber auch datengetriebene Stadtplanung durch die Verwaltung selbst. Mit Rette deinen Nahverkehr adressieren wir die Entscheider:innen, die politisch für Abhilfe sorgen können: Die Landrät:innen und Oberbürgermeister:innen als Gesellschafter:innen der vielen Verkehrsverbünde in Deutschland. Über die Seite lassen sich die Verantwortlichen der Gebietskörperschaft direkt per Formbrief anschreiben.
Was ist 2021 passiert?
Ressourcen
Laufzeit
Das Projekt läuft seit Frühjahr 2017
Budget
Das Projekt ist nicht mit eigenem Budget ausgestattet. Die Betreuung erfolgt ehrenamtlich, lediglich für die Domain entstehen allgemeine Ausgaben.
ehrenamtliche Arbeit
Beteiligte: Constantin Müller, Maximilian Richt, Stefan Kaufmann, Walter Palmetshofer. Ab 2023: Jannis Redmann, Holger Bruch
Partner:innen
Verschwörhaus e. V., Ehrenamtsnetzwerke um Open Data und Open Transport (v. a. transportkollektiv und radforschung)
Inhaltliche Schwerpunkte
Seit der Umsetzung der delegierten Verordnung der EU in nationales Recht werden die notwendigen Informationen wenigstens über den nationalen DELFI-Datensatz veröffentlicht. Diese Daten sind jedoch qualitativ fragwürdig, und bislang sind sie ohne erkennbaren Sinn oder Begründung nur mit unnötigen Hindernissen zugänglich. Zwar nehmen Vernetzung und Austausch zwischen Ehrenamt und öffentlichen Stellen weiter zu, und der Diskurs wächst nach wie vor in Breite wie auch Tiefe. Aufgrund der mangelnden Datenqualität bleibt die tatsächliche Nutzung dieser offenen Daten durch die öffentliche Hand selbst jedoch weit hinter den Möglichkeiten zurück.
Ausblick
Wir werden die Brief- und Fax-Kampagne aufgrund der Entwicklungen der letzten Jahre 2023 abschließen und künftig auf die notwendigen Entwicklungen zu mehr Datenqualität, eigener Nutzung der Daten in Produktivprozessen durch die Bereitsteller:innen selbst und die Verfügbarkeit von Echtzeit-Informationen in offenen Formaten eingehen.
Website
Kapitel 3
Die Organisation
Allgemeine Angaben
Name
Open Knowledge Foundation Deutschland e.V.
Sitz der Organisation gemäß Satzung
Berlin
Gründung
19.02.2011
Weitere Niederlassungen
nein
Rechtsform
eingetragener Verein
Kontaktdaten
Adresse: Singerstr. 109, 10179 Berlin
Telefon: 030 97 89 42 30
Fax: 030 85 10 23 20
E-Mail: info[at]okfn.de
Website: www.okfn.de
Link zur Satzung (URL)
https://okfn.de/files/documents/01_OKF-Satzung_neu.pdf
Registereintrag
Registergericht: Charlottenburg
Registernummer: VR 30468 B
Datum der Eintragung: 11.05.2011
Gemeinnützigkeit – Angaben gemäß § 52 Abgabenordnung
Datum des letzten Feststellungsbescheids: 13.09.2022
Ausstellendes Finanzamt: Finanzamt für Körperschaften I Berlin
Erklärung des gemeinnützigen Zwecks: Förderung von Wissenschaft, Forschung und Förderung der Volks- und Berufsbildung sowie der Studentenhilfe
Arbeitnehmer:innenvertretung
nicht vorhanden
Mitgliedschaften
Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement
Bundesverband Deutscher Stiftungen
Kapitel 3.1
Über die OKF
Gesellschaftliche Vision
Die OKF setzt sich dafür ein, dass unsere Demokratie gestärkt, das gesellschaftliche Miteinander gefördert wird und sich staatliches und gesellschaftliches Handeln am Gemeinwohl orientieren. Wir streben nach einer offenen, inklusiven und gerechten Gesellschaft, in der Wissen für Alle frei verfügbar ist. Alle Menschen haben die Möglichkeit, einen souveränen Umgang mit digitalen Technologien zu erlernen. Digitale Technologien werden gemeinwohlorientiert entwickelt und sinnvoll eingesetzt. Die Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen erfolgt in Kooperation zwischen den Sektoren; die Zivilgesellschaft ist gestärkt.
Politische Forderungen
! Zivilgesellschaftliche Expertise nutzen und digitales Ehrenamt fördern ! Staatliches Handeln transparent machen: Mehr Informationsfreiheit und Rechtsanspruch auf Open Data erwirken ! Nachhaltige Strukturen für eine gemeinwohlorientierte Digitalpolitik und souveräne Tech-Infrastruktur schaffen ! Bildung offen gestalten: Partizipative Bildungsstrukturen durchsetzen und lebenslanges Lernen ermöglichen
Unsere Themenschwerpunkte
Selbstverständnis und Arbeitsweise
Wir sind ein Trägerverein starker, bekannter Projekte mit eigenem Markenkern. Wir bündeln die Wirkung der einzelen Initiativen. Wir arbeiten Community orientiert. Wir arbeiten häufig zusammen mit mehr oder weniger festen Netzwerken von Freiwilligen. Das Streben nach Offenheit, Teilhabe und Transparenz ist auch Leitlinie für die Arbeit innerhalb unserer Organisation. Wir arbeiten kooperativ und gehen solidarisch, wertschätzend und vertrauensvoll miteinander um. Wir pflegen eine Arbeitskultur, in der konstruktives Feedback gegeben und angenommen werden kann.
Mehr über uns auf ➠okfn.de
Kapitel 3.2
Organisationsprofil
Vereinsorgane, Geschäftsführung und Team
Dem Verein gehören 46 ordentliche Mitglieder an. Es gibt keine Fördermitglieder. Unsere Mitgliederversammlung fand am 22.09.2022 erneut hybrid statt. Auf der Mitgliederversammlung wurden folgende Beschlüsse gefasst: Die Feststellung und das Einstellen des Jahresergebnisses; die Entlastung von Vorstand, Kassenwartin und Geschäftsführung; die Wiederwahl der Vorstandsmitglieder Kristina Klein, Gabriele C. Klug, Daniel Dietrich, Lea Gimpel, Stefan Heumann und Felix Reda; die Wahl der Vereinsmitglieder Maria Reimer und Mark Brough als Kassenprüfer:innen; die Bestätigung der Solidaris GmbH für die Durchführung der Wirtschaftsprüfung des Geschäftsjahres 2022. Geschäftsführerin ist seit 2020 Dr. Henriette Litta.
Mitglieder des Vorstands | |
---|---|
Vorsitz | Kristina Klein |
Kassenwartin | Gabriele C. Klug |
Beisitzer:innen | Daniel Dietrich, Lea Gimpel, Dr. Stefan Heumann, Felix Reda |
Unser Team ist in diesem Jahr gewachsen und zählt nun 34 Personen (Vorjahr: 27). Im GF-Bereich haben wir unsere Policy-Kapazitäten verstärkt, zunächst mit einem Praktikanten, dann mit zwei Projektmanager:innen. Eine Community-Redakteurin wurde bei Code for Germany eingestellt, um die Aktivitäten des Netzwerks besser zu verknüpfen. Bei FragDenStaat kamen in diesem Jahr ein Software-Entwickler, eine Researcherin, eine weitere Juristin und zwei Projektmanagerinnen für die Öffentlichkeitsarbeit neu ins Team. Bei Jugend hackt wechselte die Programmleitung. Ab März 2022 wurde das Programm von Nina Schröter und Anne Ware in Doppelspitze geleitet. Im Mai kam dann noch eine Eventmanagerin neu an Bord. Beim Prototype Fund wurde eine Elternzeitvertretung für ein Jahr für eine der beiden Programmleitungen eingestellt; darüber hinaus wurden zwei Vakanzen aus 2021 mit zwei neuen studentischen Hilfskräften nachbesetzt.
Die Lohnstruktur der OKF lehnt sich an den aktuell gültigen Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder an. Die Geschäftsführung verdiente 2022 5.593,59 Euro (E14/S4); alle Projektleitungen verdienten 4.748,54 Euro (E13/S3).
Interessenkonflikte / Verflechtungen
Sieben hauptamtliche Teammitglieder sind auch Vereinsmitglieder und damit stimmberechtigt in der Mitgliederversammlung als Aufsichtsorgan der OKF. Ihr Anteil macht jedoch nur einen geringen Anteil der Mitglieder (46) aus. Ebenfalls Vereinsmitglieder und daher stimmberechtigt sind die Vorstandsmitglieder. Sie sind ehrenamtlich tätig und erhalten keine Bezüge – weder Gehälter oder Aufwandsentschädigungen noch Sachbezüge. Kein Vorstandsmitglied arbeitet vertraglich für die OKF. Es gibt keine finanziellen, persönlichen oder rechtlichen Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Vereins-, Vorstands- und Teammitgliedern und anderen an der Finanzierung der OKF beteiligten Organisationen. Es bestehen keine Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der Organisation.
Die OKF hat einen Verhaltenskodex (Code of Conduct), an dem die Organisation ihr Handeln ausrichtet. Dort sind die Prinzipien Überparteilichkeit, Unabhängigkeit, Finanztransparenz, Kooperation mit Partner:innen, die unsere Werte und Ziele teilen, verankert. Die Überwachung der Einhaltung und als Ansprechperson für Team und Vorstand obliegt der Ethikbeauftragten, an die sich jede:r wenden kann. Für den Vereinsvorstand gibt es eine gesonderte Geschäftsordnung, in der auch Compliance-Regeln, z.B. Karenzzeiten, enthalten sind.
Neue Stabsstelle für Organisationsentwicklung
Im Januar richteten wir eine eigene Rolle für Organisationsentwicklung ein, als Stabsstelle im Team der Geschäftsführung. Die Stelle wurde intern mit Sonja Fischbauer besetzt, die 2018 zur OKF kam und im Jahr 2021 als Communitystrategin agierte.
Im Rollenprofil verankerten wir:
- Begleitung von Governanceprozessen (Governance-Modell, Zirkel, Entscheidungsstrukturen)
- Schnittstelle zwischen Strategie und operativer Umsetzung
- Weitentwicklung der Communitystrategie
- Inhaltliche Konzeption des Teamretreats
- Wissensmanagement, darunter Koordination des Jahresberichts
- Organisationskoheränte Entwicklung neuer Projekte im Akquiseprozess
- Sonderprojekte im Bereich Operations, z.B. Change Management für IT-Projekte
- Mitglied im Personalentwicklungszirkel
Geglückter Umzug zur Nextcloud
Praktisch die gesamte Arbeit aller Mitarbeitenden der OKF passiert online, kollaborativ in cloudbasierten Dokumenten. Im Jahr 2022 migrierten wir die Strukturen, die zehn Jahre im Google Drive gewachsen waren, auf unsere eigene Nextcloud-Instanz. Für ein IT-Projekt dieser Tragweite ist es in Organisationen unserer Größe nicht unüblich, externe Beratung und Prozessmanagement anzukaufen. Wir schafften den Umzug mit eigenen Ressourcen. Der größte Erfolg in dieser Hinsicht ist jedoch, dass in diesem gravierenden Wechsel das Team generell positiv gestimmt war. Der Wechsel zu Nextcloud bedeutete für alle eine Umstellung, die zwar einige Verbesserungen brachte, in der jedoch auch gewohnte Features wegfielen. Dabei blieb das Team nicht immer euphorisch, jedoch stets konstruktiv und wohlwollend. Im Nextcloud-Umzugsteam, bestehend aus Organisationsentwicklerin und Systemadministrator, legten wir Wert auf transparente Kommunikation und schnelles Reagieren. Wir stellten für die erste Testphase eine Gruppe von engagierten Erst-User:innen zusammen, richteten eigene Kommunikationskanäle für Fehlermeldungen ein und sprachen offen über unsere Herausforderungen. So gestaltete sich ein Prozess, der unter anderen Bedingungen schnell zu Frust, Produktivitäts- und Stimmungseinbruch führt, in unserem Fall weitgehend reibungslos und konstruktiv.
Neues Projekt gut integriert
Ob ein neues Projekt erfolgreich sein wird, wie gut es wirken kann und wie nachhaltig es ist, entscheidet sich zu einem Großteil schon während der Planung. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben uns gezeigt, dass es sich lohnt, viel Zeit zu investieren, bevor wir ein neues Projekt in der OKF starten. Im Berichtsjahr entwickelten wir das neue Projekt Open Data in Verwaltungen mit der Stiftung Mercator. Zu diesem Thema gibt es viel historisches Wissen zu bisherigen geglückten und gescheiterten Maßnahmen in der OKF und in unserer Community. Dieses Wissen abzuholen, und in unsere Planung zu integrieren, erforderte viel Zeit und mehrere Kommunikationsschleifen. Die Stiftung Mercator war uns dabei eine ausgezeichnete Partnerin. Die fertige Projektskizze wurde letztendlich vom Entscheidungs-Jour-Fixe verabschiedet. Nach der langen Planung gingen die nachfolgenden Schritte schnell von der Hand. Die Projektinhalte und die neuen Rollen fügen sich nahtlos in die Organisation ein und die Community wirkt gerne mit.
Operative Zirkel
Im Berichtsjahr arbeiteten die Teammitglieder des Personalzirkels und die des Kommunikationszirkels an organisationsübergreifenden Themen. Der Community-Zirkel (intern auch AG Community genannt) löste sich nach erfüllter Mission planmäßig Anfang des Berichtsjahres auf, nachdem wir die Neuausrichtung unserer Arbeit mit Ehrenamtlichen verfestigt hatten. Community-Arbeit findet in den einzelnen Projekten statt, besonders bei Code for Germany führen wir die Themen des Community-Zirkels weiter (siehe Kapitel Projekte, Code for Germany). Den im Superwahljahr sehr aktiven Policy-Zirkel legten wir mit Anfang 2022 ebenfalls ruhend. Organisationsübergreifende Policy-Arbeit wurde im Geschäftsführungsbereich verankert (siehe Kapitel Einführung, Policy-Arbeit).
Verstärkter Austausch im Team
Eine Herausforderung unserer Organisation ist es, den stetigen Austausch zwischen den Projekten zu gewährleisten, die alle inhaltlich und strukturell autark arbeiten. Für solchen Austausch lassen sich Formate, Prozesse und Kanäle bereitstellen. Die Qualität des Austauschs steht und fällt allerdings mit der gelebten Kultur und den zwischenmenschlichen Verbindungen – Parameter, die sich leicht erkennen, aber schwer quantifizieren lassen. Im Berichtsjahr konnten wir beobachten, dass der Austausch zwischen den Projekten stärker wurde. Eine Rückeroberung des Büros nach Corona und der damit verbundene persönliche Kontakt ist ein möglicher Faktor dafür. Wir hatten 2022 auch mehr dezidierte Austauschformate: einschlägige Sessions auf dem Teamretreat oder der daraus entstandene neue OKF-Updates-Brunch. Die Formate tragen zur gestärkten gemeinsamen Identität bei, und wir beobachten kürzere Wege im Austausch zwischen den Projekten.
Langfristige Entwicklungen
Erfolgreiche Organisationsentwicklung zeigt sich auf lange Sicht. Feedback zu Prozessen kommt unserer Erfahrung nach eher dann, wenn etwas nicht läuft – wenn alle zufrieden sind, ist es still. Während des Berichtsjahres war es teilweise schwer, Erfolge zu erkennen. Hier lohnte es sich für uns, 1. einzelne Maßnahmen laufend zu dokumentieren und 2. Entwicklungen über die Zeit zu beobachten, bei Reflexion in größeren Abständen. Beim Jahresrückblick zeigt sich, dass wir einiges geschafft haben.
Ausblick
Für das Jahr 2023 geplant haben wir 1. konkrete Maßnahmen zur DEI-Arbeit in der OKF; 2. Weiterführung des Chance Managements zum Umzug von Google Drive auf Nextcloud; 3. Stärkung des Teamretreats als zentraler Austauschraum; 4. Evaluierung des Governance-Modells, mit Fokus auf den Zirkeln.
Kapitel 3.3
Finanzen
Wirtschaftliche Lage des Vereins
Die OKF verzeichnet seit ihrer Gründung 2011 eine positive wirtschaftliche Entwicklung und hat in den letzten Jahren eine verlässliche Finanzkonsolidierung erreicht, die seit 2019 durch jährliche Wirtschaftsprüfungen bestätigt wird. Die OKF hat keine Darlehens- oder Kreditverpflichtungen. Sie besitzt weder Immobilien noch Gesellschaftsanteile in irgendeiner Form. Das Vereinsvermögen ist fast vollständig liquide verfügbar. Bei den Einnahmen machen die Zuwendungen weiterhin den mit Abstand größten Anteil aus. Daneben bilden Spenden, insbesondere durch Privatpersonen, mittlerweile eine eigene wichtige Einnahmesäule. Die Höhe der Einnahmen durch Aufträge ist deutlich zurückgegangen, da wir uns entschieden haben, nur im Einzelfall inhaltlich interessante Aufträge anzunehmen.
Bilanz
Die OKF erzielte 2022 Gesamterträge in Höhe von 2.978.000 Euro. Damit konnte das hohe Niveau des Vorjahres (2.504.000 €) noch deutlich gesteigert werden. Der Gesamtaufwand beträgt 2.446.000 Euro (VJ 2.164.000 €). Als Vereinsergebnis ergibt sich ein operativer Überschuss vor Rücklagenveränderung in Höhe von 532.000 Euro (VJ 340.000 €). Die Bilanzsumme beträgt insgesamt 2.068.000 Euro (VJ 1.542.000 €). Die Aktivseite besteht aus Sach- und Finanzanlagen in Höhe von 18.000 Euro (VJ 20.000 €), Forderungen in Höhe von 54.000 Euro (VJ 125.000 €) und liquiden Mitteln in Höhe von 1.996.000 Euro (VJ 1.397.000 €). Bei den Sach- und Finanzanlagen handelt es sich um bürobezogene Technik gemäß des Anlagevermögens (Neuanschaffungen und Abschreibungen) sowie um die Mietkaution, die 2021 aufgrund eines Vermieterwechsels gezahlt werden musste. Die Forderungen umfassen hauptsächlich ausstehende Zahlungseingänge für bewilligte Projekte, die bis zum Buchungsschluss noch nicht eingegangen waren. Die liquiden Mittel umfassen die Bestände unserer Vereinskonten (sowie in geringem Umfang zwei Konten bei den Zahlungsdienstleistern Paypal und Stripe). Die OKF unterhält 21 Konten bei der GLS Bank, um Einnahmen und Ausgaben projektbezogen gut nachvollziehbar steuern zu können. Bei einzelnen Projekten ist die Einrichtung eines eigenen Kontos zudem verpflichtende Vorgabe des Zuwendungsgebenden.
Erfreulicherweise reduziert sich die Bilanzsumme auf der Passivseite in diesem Jahr nur um 190.000 Euro (VJ 196.000 €) durch Rückstellungen, Verbindlichkeiten und Abgrenzungen. Bei den Rückstellungen in Höhe von 60.000 Euro (VJ 38.000 €) schlagen erwartete Kosten für verlorene Klagen, Kosten für Jahresabschluss und Wirtschaftsprüfung sowie Urlaubsrückstellungen zu Buche. Verbindlichkeiten in Höhe von 62.000 Euro (VJ 107.000 €) umfassen Rechnungen, die erst 2023 eingegangen sind, sich aber noch auf das Jahr 2022 beziehen sowie Lohnsteuer und Umsatzsteuervoranmeldung für 2022. Abgegrenzt werden müssen zweckgebundene Zuschüsse für Projekte in Höhe von 69.000 Euro (VJ 51.000 €), die bereits 2022 gezahlt wurden, deren inhaltliche Leistung sich aber schon (teilweise) auf 2023 bezieht.
Das Vereinsvermögen der OKF aus Eigenkapital beträgt somit 1.878.000 Euro (VJ 1.346.000 €). Es ist größtenteils ungebunden (siehe Bankbestand) und kann fast vollständig liquidiert werden. Mit den liquiden Mitteln wäre es möglich, alle laufenden Zahlungsverpflichtungen für etwa neun Monate abzudecken.
Der bilanzielle Jahresabschluss wurde mit Unterstützung der Steuerkanzlei Winkow angefertigt. Die Prüfung des Jahresabschlusses erfolgte im Mai/Juni 2023 durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Solidaris Revisions-GmbH. Es gab keine Beanstandungen. Eine Finanzübersicht im Jahresvergleich findet sich in folgendem PDF zum Download:
Einnahmen und Ausgaben
Die Einnahmen in Höhe von 2.978.000 untergliedern sich in projektgebundene Zuschüsse, Spenden und wirtschaftliche Einnahmen. Es werden keine Mitgliedsbeiträge erhoben. Die OKF erreicht mit projektgebundenen Zuschüssen in Höhe von 1.775.000 Euro wieder ein sehr hohes Niveau (VJ 1.876.000 €). Diese Einkommensart macht 60 Prozent aller Einnahmen aus (VJ 75%). Größte Zuwendungsgeberin ist erneut das Bundesministerium für Bildung und Forschung (473.000 €) mit den Förderungen für den Prototype Fund und für das Projekt MoFab. Weitere signifikante Geldgeber:innen sind die Luminate Foundation für unsere Policy-Arbeit mit 326.000 Euro, gefolgt von der Deutsche Bahn Stiftung mit 250.000 Euro für Jugend hackt. Der Anteil öffentlicher Mittel an allen Einnahmen der OKF ist 2022 deutlich zurückgegangen und beträgt ungefähr 21 Prozent.
Die Spendeneinnahmen belaufen sich auf 1.106.000 Euro und haben sich damit mehr als verdoppelt (VJ 467.000 €). Der Großteil der Spenden geht auf das Programm FragDenStaat zurück, das sich besonders um die Neuspender:innengewinnung und damit verbunden um ein kontinuierliches Wachstum der Spender:innenbasis bemüht hat. Die deutliche Steigerung liegt auch daran, dass eine Mittelgeberin eine geplante Projektförderung in eine Spende umwandelte (500.000 €).
Die wirtschaftlichen Einnahmen betragen 97.000 Euro (VJ 161.000 €). Die wirtschaftlichen Aktivitäten sind kein Schwerpunkt der OKF, daher liegt kein Fokus auf der Akquise von Aufträgen und sonstigen Dienstleistungen. Dennoch ergeben sich immer wieder einzelne inhaltlich spannende Kooperationen. 2022 wurden bereits laufende Vorhaben bei Code for Germany mit dem nexus Institut („Digitale Kommune“) und bei Jugend hackt mit der Fachstelle für Internationale Jugendarbeit (Jugendverstärker) fortgesetzt und abgeschlossen. Das Land Berlin kooperierte mit der OKF im Zuge der Neuauflage seiner Open-Data-Strategie. Darüber hinaus wurden Sponsoring-Einnahmen bei Jugend hackt generiert.
Die Höhe der Ausgaben beträgt 2.446.000 Euro (VJ 2.164.000 €). Die Ausgaben untergliedern sich in Personalkosten in Höhe von 1.373.000 Euro (VJ 1.168.000 €) und in Sachkosten in Höhe von 1.073.000 Euro (VJ 994.000 €). Einkommens- und Ertragssteuern fielen nicht an aufgrund der geringeren wirtschaftlichen Einnahmen (VJ 877 €).
Finanzieller Ausblick (mit Chancen und Risiken)
Prognose
Die OKF verzeichnet nun bereits seit mehreren Jahren hintereinander eine sehr positive wirtschaftliche Entwicklung. Wir gehen von einer weiterhin starken Relevanz digital- und technologiebezogener Themen in der Öffentlichkeit aus, von der Organisationen mit einschlägiger Expertise profitieren können. Daher leiten wir grundsätzlich einen vorsichtig positiven Entwicklungstrend für die OKF ab. Die Einnahmen der OKF setzen sich allerdings in jedem Jahr aufs Neue zusammen; mehrjährige Förderzusagen gibt es nur in sehr begrenztem Ausmaß. Überwiegend gilt es, jedes Jahr neue Mittel einzuwerben. Diese Struktur bringt daher eine hohe Volatilität der Einnahmen und eine beschränkte Prognosemöglichkeit mit sich. 2023 rechnen wir zunächst nicht mit einem weiteren Wachstum, sondern mit einer ausgeglichenen Bilanz, da öffentliche und private Fördermittel in hohem Maße für Investitionen in die Energiewende und weitere Maßnahmen im Zuge der „Zeitenwende“ gebunden sein werden.
Chancen
Chancen bieten sich aufgrund der zunehmenden politischen Präsenz unserer Themen und einer verstärkt wahrgenommenen Dringlichkeit des Handelns in Belangen der Transparenz, digitaler Kompetenzen und technologischer Innovationen für das Gemeinwohl. Die Themen der OKF waren noch nie so weit oben auf der politischen Agenda. Digitale Souveränität, Open Data, transparente Regierungsführung, Open-Source-Anwendungen und die digitale Nachhaltigkeit werden auch mittelfristig an Relevanz gewinnen. Der Koalitionsvertrag der Ampel beinhaltet viele politische Projekte, bei denen auch die OKF aktiv involviert werden kann, darunter das geplante Transparenzgesetz und der Rechtsanspruch auf Open Data. Auch Bundesländer kommen vermehrt auf die OKF für Beratung und Erfahrungsaustausch zu.
Eine besondere Stärke der OKF liegt in der breiten Themenvielfalt ihrer Projekte und den langjährigen Erfahrungswerten der Organisation. Hier gilt es, Synergien zwischen den Projekten deutlicher herauszustellen und proaktiv mit Vorschlägen und Forderungen für gemeinwohlorientierte Digitalpolitik in die Gesellschaft zu wirken. Ein Alleinstellungsmerkmal der OKF ist zudem ihre enge Verzahnung mit ehrenamtlichen Tech-Communitys. Hier bieten sich viele Chancen, praktische Lösungen zu erproben und auf verschiedenen föderalen Ebenen zu wirken.
Risiken
Es zeichnet sich sehr deutlich ab, dass die öffentlichen Haushalte ab 2023 von massiven Kürzungen betroffen sein werden, die aufgrund der immensen Investitionen während der Coronapandemie und aufgrund des Krieges in der Ukraine nötig werden. Daher werden wir darauf zielen, ein möglichst diverses Portfolio an Einnahmequellen aufzubauen.
Seit 2019 erhält die OKF eine jährliche institutionelle Förderung durch die Luminate Foundation in Höhe von 330.000 USD. Diese Förderung wird 2024 enden, da sich die Stiftung aus Europa zurückzieht. Bislang ist es noch nicht gelungen, einen neuen institutionellen Fördermittelgebenden zu finden. Die Bemühungen in diese Richtung werden in den kommenden Jahren intensiviert werden.
In den letzten Jahren ist es zwar gelungen, viele einmalige Spender:innen zu Dauerspender:innen zu machen, allerdings können auch diese Zusagen jederzeit widerrufen werden. Daher bleiben Einnahmen aus Spenden stets volatil und risikoreich. Die mit Abstand größte Gruppe unter den Spender:innen machen Klein- und Kleinstspender:innen aus. Das Risiko, alle Spender:innen auf einmal zu verlieren, ist daher eher gering.
Das Vereinsvermögen liegt fast vollständig auf den Vereinskonten bei der GLS Bank. Die Girokonten erhalten seit einigen Jahren schon keine Zinsen mehr. Bis Ende 2022 zahlte die OKF zudem ein monatliches Einlageentgelt an die Bank. Die OKF hat bereits einen möglichen Bankenwechsel geprüft und verworfen, da die Konditionen derzeit überall ähnlich sind. Auch die Zinswende vom Sommer 2022 hat bis heute noch nicht zu Möglichkeiten geführt, liquide Mittel in Form von verzinsten Tages- oder Festgeldanlagen anzulegen.
Die Struktur der OKF ist darauf ausgelegt, den Projekten größtmögliche Autonomie bei der Gestaltung ihrer Aktivitäten zu gewähren. Dies umfasst auch die autonome Budgetsteuerung über Projektkonten. Alle Einnahmen, die auf ein Projekt bezogen sind, werden (mit wenigen Ausnahmen) vollständig an das Projekt weitergeleitet. Ebenso müssen alle Projektausgaben aus dem Projekt selbst finanziert werden. Ein finanzieller Ausgleich zwischen den Projekten findet grundsätzlich nicht statt. Projekte haben daher sehr unterschiedliche Finanzlagen, die in der Bilanz der Gesamtorganisation nicht sichtbar sind. Hier gilt es auch zukünftig darauf zu achten, dass sich die Projekte nicht zu sehr (finanziell) auseinanderentwickeln.
Die in der Bilanz ausgewiesenen freien Mittel sind erfreulich, es sei aber auf folgende zwei Einschränkungen hingewiesen. Erstens, ein Großteil der freien Mittel ist einzelnen Projekten zugeordnet und damit nur projektintern frei. Zweitens, den freien Mitteln stehen Verpflichtungen in beachtlicher Höhe gegenüber, insbesondere im Personalbereich, die darüber gedeckt werden müssen, da viele der Mitarbeitenden nicht direkt über Projektpersonalmittel finanziert werden.