Kapitel 3.3
Finanzen
Wirtschaftliche Lage des Vereins
Die OKF verzeichnet seit ihrer Gründung 2011 eine positive wirtschaftliche Entwicklung und hat in den letzten Jahren eine verlässliche Finanzkonsolidierung erreicht, die seit 2019 durch jährliche Wirtschaftsprüfungen bestätigt wird. Die OKF hat keine Darlehens- oder Kreditverpflichtungen. Sie besitzt weder Immobilien noch Gesellschaftsanteile in irgendeiner Form. Das Vereinsvermögen ist fast vollständig liquide verfügbar. Bei den Einnahmen machen die Zuwendungen weiterhin den mit Abstand größten Anteil aus. Daneben bilden Spenden, insbesondere durch Privatpersonen, mittlerweile eine eigene wichtige Einnahmesäule. Die Höhe der Einnahmen durch Aufträge ist deutlich zurückgegangen, da wir uns entschieden haben, nur im Einzelfall inhaltlich interessante Aufträge anzunehmen.
Bilanz
Die OKF erzielte 2022 Gesamterträge in Höhe von 2.978.000 Euro. Damit konnte das hohe Niveau des Vorjahres (2.504.000 €) noch deutlich gesteigert werden. Der Gesamtaufwand beträgt 2.446.000 Euro (VJ 2.164.000 €). Als Vereinsergebnis ergibt sich ein operativer Überschuss vor Rücklagenveränderung in Höhe von 532.000 Euro (VJ 340.000 €). Die Bilanzsumme beträgt insgesamt 2.068.000 Euro (VJ 1.542.000 €). Die Aktivseite besteht aus Sach- und Finanzanlagen in Höhe von 18.000 Euro (VJ 20.000 €), Forderungen in Höhe von 54.000 Euro (VJ 125.000 €) und liquiden Mitteln in Höhe von 1.996.000 Euro (VJ 1.397.000 €). Bei den Sach- und Finanzanlagen handelt es sich um bürobezogene Technik gemäß des Anlagevermögens (Neuanschaffungen und Abschreibungen) sowie um die Mietkaution, die 2021 aufgrund eines Vermieterwechsels gezahlt werden musste. Die Forderungen umfassen hauptsächlich ausstehende Zahlungseingänge für bewilligte Projekte, die bis zum Buchungsschluss noch nicht eingegangen waren. Die liquiden Mittel umfassen die Bestände unserer Vereinskonten (sowie in geringem Umfang zwei Konten bei den Zahlungsdienstleistern Paypal und Stripe). Die OKF unterhält 21 Konten bei der GLS Bank, um Einnahmen und Ausgaben projektbezogen gut nachvollziehbar steuern zu können. Bei einzelnen Projekten ist die Einrichtung eines eigenen Kontos zudem verpflichtende Vorgabe des Zuwendungsgebenden.
Erfreulicherweise reduziert sich die Bilanzsumme auf der Passivseite in diesem Jahr nur um 190.000 Euro (VJ 196.000 €) durch Rückstellungen, Verbindlichkeiten und Abgrenzungen. Bei den Rückstellungen in Höhe von 60.000 Euro (VJ 38.000 €) schlagen erwartete Kosten für verlorene Klagen, Kosten für Jahresabschluss und Wirtschaftsprüfung sowie Urlaubsrückstellungen zu Buche. Verbindlichkeiten in Höhe von 62.000 Euro (VJ 107.000 €) umfassen Rechnungen, die erst 2023 eingegangen sind, sich aber noch auf das Jahr 2022 beziehen sowie Lohnsteuer und Umsatzsteuervoranmeldung für 2022. Abgegrenzt werden müssen zweckgebundene Zuschüsse für Projekte in Höhe von 69.000 Euro (VJ 51.000 €), die bereits 2022 gezahlt wurden, deren inhaltliche Leistung sich aber schon (teilweise) auf 2023 bezieht.
Das Vereinsvermögen der OKF aus Eigenkapital beträgt somit 1.878.000 Euro (VJ 1.346.000 €). Es ist größtenteils ungebunden (siehe Bankbestand) und kann fast vollständig liquidiert werden. Mit den liquiden Mitteln wäre es möglich, alle laufenden Zahlungsverpflichtungen für etwa neun Monate abzudecken.
Der bilanzielle Jahresabschluss wurde mit Unterstützung der Steuerkanzlei Winkow angefertigt. Die Prüfung des Jahresabschlusses erfolgte im Mai/Juni 2023 durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Solidaris Revisions-GmbH. Es gab keine Beanstandungen. Eine Finanzübersicht im Jahresvergleich findet sich in folgendem PDF zum Download:
Einnahmen und Ausgaben
Die Einnahmen in Höhe von 2.978.000 untergliedern sich in projektgebundene Zuschüsse, Spenden und wirtschaftliche Einnahmen. Es werden keine Mitgliedsbeiträge erhoben. Die OKF erreicht mit projektgebundenen Zuschüssen in Höhe von 1.775.000 Euro wieder ein sehr hohes Niveau (VJ 1.876.000 €). Diese Einkommensart macht 60 Prozent aller Einnahmen aus (VJ 75%). Größte Zuwendungsgeberin ist erneut das Bundesministerium für Bildung und Forschung (473.000 €) mit den Förderungen für den Prototype Fund und für das Projekt MoFab. Weitere signifikante Geldgeber:innen sind die Luminate Foundation für unsere Policy-Arbeit mit 326.000 Euro, gefolgt von der Deutsche Bahn Stiftung mit 250.000 Euro für Jugend hackt. Der Anteil öffentlicher Mittel an allen Einnahmen der OKF ist 2022 deutlich zurückgegangen und beträgt ungefähr 21 Prozent.
Die Spendeneinnahmen belaufen sich auf 1.106.000 Euro und haben sich damit mehr als verdoppelt (VJ 467.000 €). Der Großteil der Spenden geht auf das Programm FragDenStaat zurück, das sich besonders um die Neuspender:innengewinnung und damit verbunden um ein kontinuierliches Wachstum der Spender:innenbasis bemüht hat. Die deutliche Steigerung liegt auch daran, dass eine Mittelgeberin eine geplante Projektförderung in eine Spende umwandelte (500.000 €).
Die wirtschaftlichen Einnahmen betragen 97.000 Euro (VJ 161.000 €). Die wirtschaftlichen Aktivitäten sind kein Schwerpunkt der OKF, daher liegt kein Fokus auf der Akquise von Aufträgen und sonstigen Dienstleistungen. Dennoch ergeben sich immer wieder einzelne inhaltlich spannende Kooperationen. 2022 wurden bereits laufende Vorhaben bei Code for Germany mit dem nexus Institut („Digitale Kommune“) und bei Jugend hackt mit der Fachstelle für Internationale Jugendarbeit (Jugendverstärker) fortgesetzt und abgeschlossen. Das Land Berlin kooperierte mit der OKF im Zuge der Neuauflage seiner Open-Data-Strategie. Darüber hinaus wurden Sponsoring-Einnahmen bei Jugend hackt generiert.
Die Höhe der Ausgaben beträgt 2.446.000 Euro (VJ 2.164.000 €). Die Ausgaben untergliedern sich in Personalkosten in Höhe von 1.373.000 Euro (VJ 1.168.000 €) und in Sachkosten in Höhe von 1.073.000 Euro (VJ 994.000 €). Einkommens- und Ertragssteuern fielen nicht an aufgrund der geringeren wirtschaftlichen Einnahmen (VJ 877 €).
Finanzieller Ausblick (mit Chancen und Risiken)
Prognose
Die OKF verzeichnet nun bereits seit mehreren Jahren hintereinander eine sehr positive wirtschaftliche Entwicklung. Wir gehen von einer weiterhin starken Relevanz digital- und technologiebezogener Themen in der Öffentlichkeit aus, von der Organisationen mit einschlägiger Expertise profitieren können. Daher leiten wir grundsätzlich einen vorsichtig positiven Entwicklungstrend für die OKF ab. Die Einnahmen der OKF setzen sich allerdings in jedem Jahr aufs Neue zusammen; mehrjährige Förderzusagen gibt es nur in sehr begrenztem Ausmaß. Überwiegend gilt es, jedes Jahr neue Mittel einzuwerben. Diese Struktur bringt daher eine hohe Volatilität der Einnahmen und eine beschränkte Prognosemöglichkeit mit sich. 2023 rechnen wir zunächst nicht mit einem weiteren Wachstum, sondern mit einer ausgeglichenen Bilanz, da öffentliche und private Fördermittel in hohem Maße für Investitionen in die Energiewende und weitere Maßnahmen im Zuge der „Zeitenwende“ gebunden sein werden.
Chancen
Chancen bieten sich aufgrund der zunehmenden politischen Präsenz unserer Themen und einer verstärkt wahrgenommenen Dringlichkeit des Handelns in Belangen der Transparenz, digitaler Kompetenzen und technologischer Innovationen für das Gemeinwohl. Die Themen der OKF waren noch nie so weit oben auf der politischen Agenda. Digitale Souveränität, Open Data, transparente Regierungsführung, Open-Source-Anwendungen und die digitale Nachhaltigkeit werden auch mittelfristig an Relevanz gewinnen. Der Koalitionsvertrag der Ampel beinhaltet viele politische Projekte, bei denen auch die OKF aktiv involviert werden kann, darunter das geplante Transparenzgesetz und der Rechtsanspruch auf Open Data. Auch Bundesländer kommen vermehrt auf die OKF für Beratung und Erfahrungsaustausch zu.
Eine besondere Stärke der OKF liegt in der breiten Themenvielfalt ihrer Projekte und den langjährigen Erfahrungswerten der Organisation. Hier gilt es, Synergien zwischen den Projekten deutlicher herauszustellen und proaktiv mit Vorschlägen und Forderungen für gemeinwohlorientierte Digitalpolitik in die Gesellschaft zu wirken. Ein Alleinstellungsmerkmal der OKF ist zudem ihre enge Verzahnung mit ehrenamtlichen Tech-Communitys. Hier bieten sich viele Chancen, praktische Lösungen zu erproben und auf verschiedenen föderalen Ebenen zu wirken.
Risiken
Es zeichnet sich sehr deutlich ab, dass die öffentlichen Haushalte ab 2023 von massiven Kürzungen betroffen sein werden, die aufgrund der immensen Investitionen während der Coronapandemie und aufgrund des Krieges in der Ukraine nötig werden. Daher werden wir darauf zielen, ein möglichst diverses Portfolio an Einnahmequellen aufzubauen.
Seit 2019 erhält die OKF eine jährliche institutionelle Förderung durch die Luminate Foundation in Höhe von 330.000 USD. Diese Förderung wird 2024 enden, da sich die Stiftung aus Europa zurückzieht. Bislang ist es noch nicht gelungen, einen neuen institutionellen Fördermittelgebenden zu finden. Die Bemühungen in diese Richtung werden in den kommenden Jahren intensiviert werden.
In den letzten Jahren ist es zwar gelungen, viele einmalige Spender:innen zu Dauerspender:innen zu machen, allerdings können auch diese Zusagen jederzeit widerrufen werden. Daher bleiben Einnahmen aus Spenden stets volatil und risikoreich. Die mit Abstand größte Gruppe unter den Spender:innen machen Klein- und Kleinstspender:innen aus. Das Risiko, alle Spender:innen auf einmal zu verlieren, ist daher eher gering.
Das Vereinsvermögen liegt fast vollständig auf den Vereinskonten bei der GLS Bank. Die Girokonten erhalten seit einigen Jahren schon keine Zinsen mehr. Bis Ende 2022 zahlte die OKF zudem ein monatliches Einlageentgelt an die Bank. Die OKF hat bereits einen möglichen Bankenwechsel geprüft und verworfen, da die Konditionen derzeit überall ähnlich sind. Auch die Zinswende vom Sommer 2022 hat bis heute noch nicht zu Möglichkeiten geführt, liquide Mittel in Form von verzinsten Tages- oder Festgeldanlagen anzulegen.
Die Struktur der OKF ist darauf ausgelegt, den Projekten größtmögliche Autonomie bei der Gestaltung ihrer Aktivitäten zu gewähren. Dies umfasst auch die autonome Budgetsteuerung über Projektkonten. Alle Einnahmen, die auf ein Projekt bezogen sind, werden (mit wenigen Ausnahmen) vollständig an das Projekt weitergeleitet. Ebenso müssen alle Projektausgaben aus dem Projekt selbst finanziert werden. Ein finanzieller Ausgleich zwischen den Projekten findet grundsätzlich nicht statt. Projekte haben daher sehr unterschiedliche Finanzlagen, die in der Bilanz der Gesamtorganisation nicht sichtbar sind. Hier gilt es auch zukünftig darauf zu achten, dass sich die Projekte nicht zu sehr (finanziell) auseinanderentwickeln.
Die in der Bilanz ausgewiesenen freien Mittel sind erfreulich, es sei aber auf folgende zwei Einschränkungen hingewiesen. Erstens, ein Großteil der freien Mittel ist einzelnen Projekten zugeordnet und damit nur projektintern frei. Zweitens, den freien Mitteln stehen Verpflichtungen in beachtlicher Höhe gegenüber, insbesondere im Personalbereich, die darüber gedeckt werden müssen, da viele der Mitarbeitenden nicht direkt über Projektpersonalmittel finanziert werden.